Luise Ungerboeck

UMTS
UMTS, der Super-Turbo für das Mobiltelefon, kommt ab 2002

Wien - Knapp einen Monat bevor die Bewerbungsfrist für die österreichische UMTS-Versteigerung abläuft, steuert das große Rechnen um Rentabilitäten für das Multimedia-Handysystem auf den Höhepunkt zu. Die Hauptgewinner stehen bereits jetzt fest: die Infrastrukturlieferanten und Gerätehersteller. Zehn bis zwölf Milliarden Schilling (rund 727 bis 872 Mio. EURO) wird jedes der vier bis sechs Netze kosten, deren Frequenzpakete Anfang November unter den Hammer kommen.

Fest steht weiters, dass der Eintritt in den Mobilfunkmarkt der Zukunft dem Staat Milliarden bringen wird. Zwar nicht jene 60 Milliarden, die Parlamentarier nach der britischen Versteigerung im Mai - der englische Schatzkanzler kassierte daraus 525 Mrd. S - für Österreich errechnet hatten, aber immerhin mehr als das Mindestgebot, das für die zwölf Frequenzpakte mit zehn Mrd. S festgelegt wurde. Im Finanzministerium wurden Einnahmen von zwölf Mrd. S kalkuliert, berichten Finanzkreise.

4,126 Mrd. S davon sind bereits im laufenden Budget verbucht, bleiben für 2001 also rund acht Milliarden an unvermuteten Mehreinnahmen zur Tilgung von Staatsschulden. Dass diese "Windfall-Profits" - wie von der Industriellenvereinigung gefordert - für Forschung & Entwicklung (F&E) verwendet werden, darf ausgeschlossen werden. Der finanzministerielle Verwendungszweck sei in der Koalition akkordiert, heißt es in Regierungskreisen.

Fix ist drittens, dass die bestehenden vier GSM-Betreiber das Universal Mobile Telecomunication System (UMTS) unbedingt haben wollen. Mit der Bewerbung von Mobilkom (A1), Max.mobil, Connect Austria (One) und Tele.ring sind auch die wichtigsten Player in Österreich präsent:
  • 25 Prozent plus eine Aktie der Mobilkom gehören
  • Telecom Italia
  • , die über die Mobilkom-Mutter Telekom Austria indirekt sogar 43 Prozent an A1 und D-Netz hält.
  • Die Deutsche Telekom ist über ihre Tochter Max.mobil bereits erfolgreich auf Kundenfang.
  • Tele.ring gehört ins Reich von Mannesmann und Vodafone.
  • Bei Connect Austria gibt neben RHI, Telenor, Tele Danmark vor allem Viag Telecom AG, die Telekom-Tochter des Stromkonzerns Veba/ Viag, den Ton an. Damit ist indirekt ein weiterer Riese in Österreich präsent, denn an Viag hält British Telecom (BT) bereits 45 Prozent. Medienberichten zufolge könnte Viag Telecom überhaupt zur Gänze an BT gehen.

  • Mit ihren Beteiligungen in der Schweiz und in Österreich hat Viag, die in Liechtenstein bereits ein UMTS-Netz aufbaut, übrigens Zores. Der Grund: Die britische GSM-Firma Orange, die binnen Halbjahresfrist erst von Mannesmann, dann von Vodafone und zuletzt von France Telecom (FT) übernommen wurde. Infolge dieses Übernahmekarussels hat Viag die Orange-Anteile (17,45 Prozent) an One übernommen - widerrechtlich, wie Orange meint. Der Prozess um Rückkehr oder Schadenersatz läuft noch, müsste aber bis September entschieden sein.
  • Sollte Orange/FT der Wiedereinstieg nicht gelingen, was unter Experten als wahrscheinlich gilt, ist mit einer orangen UMTS-Allianz - eventuell gemeinsam mit Spaniens Telefónica, Finnlands Sonera und/oder der niederländischen KPN, die ihrerseits mit Hutchinson Whampoa (Hongkong) eine Mobilfunkallianz gebildet hat - zu rechnen. Als österreichische Partner böten sich theoretisch CyberTron oder die Millennium Communication Networks (MCN) des Tower-Bauherrn Georg Stumpf an.
  • Eine Unbekannte in der UMTS-Gleichung ist UTA, die Telefonfirma von Landesenergieversorgern und Swisscom. Die Schweizer bieten in Deutschland über ihre Tochter Debitel mit.

    DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.8. 2000