Rolling Discount-Zertifikate auf DAX und EURO STOXX 50 erfreuen sich hoher Beliebtheit bei Privatanlegern. Noch wenig im Fokus standen bislang die Rolling Discounter auf Einzelwerte. Doch das könnte sich bald ändern. Die LBBW bietet ihr bislang sehr erfolgreiches Analyse-Modell inzwischen auch auf Einzelaktien an.

Erfolgs-Strategie aus dem Ländle

„Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ Mit diesem Slogan startete das Land Baden-Württemberg im Oktober 1999 seine mittlerweile über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannte Werbe- und Sympathiekampagne. Erklärtes Ziel war und ist, die Wirtschaftsregion als Markführer im europäischen Wettbewerb zu präsentieren, ohne dabei arrogant oder überheblich zu wirken. Ganz nach dem Motto „Erfolgreich, weil menschlich“. Genau das trifft auch auf die im vergangenen Jahr emittierten „Rolling Discount Flex“-Zertifikate der dort ansässigen Landesbank zu. Vor allem der aktiv gemanagte Rolling Discounter der LBBW auf den DAX (ISIN DE 000 LBW 6KG 9) hat in den vergangenen Monaten eine mehr als beeindruckende Performance aufs Parkett gelegt und damit die guten Ergebnisse aus dem Backtesting auch in der Praxis bestätigt.

Hier hat der Mensch das Sagen

Im Gegensatz zu den Konkurrenz-Produkten vertrauen die Landesbanker bei ihren „Flex-Rollern“ nicht ausschließlich auf technische Faktoren. Im Ländle kommt stattdessen der menschliche Einfluss zum Tragen. So hängt die Platzierung des Höchstbetrags in jedem Monat neu von der Prognose der hauseigenen Analysten ab. Je nach Kursziel wird der Cap dann defensiv (95 Prozent), neutral (100 Prozent) oder offensiv (103 Prozent) positioniert. Eine Strategie, mit der man laut Rückrechnung zwischen Februar 2000 und Oktober 2005 in über 70 Prozent der Monatsperioden eine Outperformance gegenüber dem DAX und insgesamt einen Mehrertrag von 20 Prozentpunkten erzielt hätte.

Praxistest erfolgreich bestanden

Und die Erfolgsgeschichte hat sich fortgesetzt. Im Ranking aller flexiblen DAX-Roller liegt die LBBW-Variante auf Jahressicht mit einem Plus von knapp 30 Prozent unangefochten an der Spitze. Selbst der beste dauerhaft offensive Vertreter kann da nicht mithalten. Seit Auflegung im Februar des vergangenen Jahres liegt das Plus sogar noch einen Tick höher. Lange Zeit konnte auch der boomende DAX in Schach gehalten werden. Vor allem der nahezu perfekt getimte Wechsel auf totale Defensive vor den Einbrüchen im Mai/Juni 2006 und im Februar/März dieses Jahres hat sich ausgezahlt. Zumal danach auch jeweils schnell genug wieder auf Angriff umgeschaltet wurde. Eine Flexibilität, die den rein technisch orientierten Produkten so nicht gelingt.

Im 2. Teil: Kommt jetzt tatsächlich noch ein Crash?

Kommt jetzt tatsächlich noch ein Crash?

Die letzten Wochen haben das positive Bild jedoch etwas getrübt. Im April wurde der Cap nämlich wieder bei defensiven 95 Prozent platziert. Und auch bei der letzten Anpassung am 18. Mai wurde diese defensive Haltung durchgezogen. Das bedeutet zwar auf der einen Seite einen recht großen Risikopuffer. So kann der DAX bis Mitte Juni bis auf 7.184 Punkte fallen, ohne dass der Kurs des Rollers großen Schaden nimmt. Auf der anderen Seite ist der maximale Zuwachs pro Monatsperiode aktuell aber nur auf gut 0,7 Prozent beschränkt. Mit dieser „Mini-Rendite“ konnte man dem weiterhin eindrucksvoll performenden DAX in den vergangenen Wochen natürlich nicht das Wasser reichen.

Ausgezeichnete Analysten

Entscheidend für den langfristigen Erfolg einer solchen Strategie ist die Qualität der Analysen. Durchaus interessant ist daher ein Blick auf eine vor kurzem veröffentlichte Studie des unabhängigen US-Researchhauses Starmine, in der die besten Analysten für deutsche Aktien des vergangenen Jahres ermittelt wurden. Die LBBW lag in der Gesamtwertung auf Rang sechs. In der Kategorie „Beste Aktienempfehlungen“ gelang in zwei Sektoren sogar der Sprung aufs Treppchen. Bei Chemie-Werten landeten die LBBW-Experten auf Platz zwei, im Bereich Versorger lag man sogar ganz vorne.

Bewährtes Konzept jetzt auch auf Aktien

Auch wenn man solche Auszeichnungen immer mit einer gewissen Vorsicht genießen sollte, weil Analysten nur selten kontinuierlich erfolgreich sind, passen diese Resultate doch genau zu der vor einem Monat erfolgten Ausweitung des LBBW-Konzepts auf Aktien-Roller. Neben DAX und EURO STOXX können Anleger nun auch bei der Allianz, BASF, DaimlerChrysler, der Deutschen Telekom und RWE auf das Know How der Analysten zurückgreifen. Neben dem fundamentalen und technischen Kursziel kommt dabei zusätzlich auch dem ausgesprochenen Votum eine besondere Bedeutung zu. Durch diese Ergänzung wird sichergestellt, dass Aktien mit einem „Kaufen“-Rating mindestens einen neutralen Cap erhalten und ein auf „Verkaufen“ stehender Wert im besten Falle neutral positioniert ist.

Mehr Rabatt, aber auch mehr Risiko

Rückrechnungen hat die LBBW leider keine angestellt. Klar ist aber, dass das Risiko hier noch einmal deutlich höher ist als bei Index-Papieren. So sind die Schwankungen der Aktien in der Regel wesentlich höher als bei Indizes. Das ermöglicht auf der einen Seite zwar attraktivere Discounts. Auf der anderen Seite steigt aber die Gefahr deutlicher Verluste. Gerade dann, wenn die Aktie bei einem offensiv ausgerichteten Cap einen unerwarteten Kurseinbruch verzeichnet. Zu beachten ist zudem, dass zwar die impliziten Volatilitäten am Gesamtmarkt im historischen Vergleich weiterhin relativ niedrig sind. Trotzdem kommt es aber immer öfter zu extremen Kursbewegungen bei Einzelwerten, wie zuletzt das Beispiel Altana wieder eindrucksvoll belegte. Solche Kursbewegungen, egal ob nach oben oder unten, können mit Rolling Discountern natürlich nicht komplett aufgefangen werden.

Analysten mit klarem Vorteil (wenn sie gut sind..)

Die wenigen am Markt gehandelten „Rolling Flex-Discounter“ auf Einzelaktien konnten bislang nicht überzeugen. Trotz eines für diese trendfolgenden Strategien nahezu optimalen Marktumfelds (sukzessive steigende Kurse) hinken die meisten Papiere dem Basiswert hinterher. Der größte Nachteil einer starren technischen Cap-Auswahl wurde jüngst zum Beispiel bei dem „Rolling Flex Discounter“ der UBS auf die Deutsche Bank (ISIN DE 000 UB2 AXC 6) offensichtlich. Kurz vor der Mitte März erfolgten Anpassung hatte die Aktie ihre Talfahrt beendet und drehte nach oben. Weil der Kurs aber noch unter den beiden entscheidenden gleitenden Durchschnitten (40 und 200 Tage-Linie) lag, wurde der Cap bei defensiven 97 Prozent platziert. Die anschließende Rally der Aktie ging damit fast komplett an dem Roller vorbei. Die Analysten der LBBW müssen nun beweisen, dass sie ein glücklicheres Händchen haben und sich die 1,2 Prozent Gebühr pro Jahr für den Anleger tatsächlich lohnen. Die Erfahrungen des DAX-Rollers machen Hoffnung. Wir raten trotzdem, die ersten Monate abzuwarten, wie sich die einzelnen Analysten auf Einzelwertebene schlagen.