"Dass Jugendliche massiv Alkohol trinken, ist an sich ja kein Phänomen, dass erst vor einigen Monaten aufgetaucht ist", stellt Musalek am Montag bei einer Pressekonferenz klar. Aber: "Wir beobachten drei Unterschiede im Vergleich zu früheren Generationen." Erstens sei das "Einstiegsalter" auf elf bis 13 Jahre gesunken. Zweitens tränken deutlich mehr Mädchen als noch vor 20 Jahren. Und drittens habe sich die Art des Trinkens verändert. "Die Trinkgewohnheiten aus dem skandinavischen und britischen Raum, wo versucht wird, in kurzer Zeit möglichst viel Alkohol aufzunehmen, sind auch zu uns gekommen", meint der Fachmann.
Wobei er zu bedenken gibt, dass die Alkoholikerrate etwa in Skandinavien deutlich unter jener von Österreich (geschätzte fünf Prozent der Bevölkerung) liegt. Was mit dem Angebot zusammenhängt. Denn im Norden Europas geht man äußerst restriktiv mit dem Alkoholverkauf um. "Aber die Frage ist, ob wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der es immer mehr Restriktionen gibt", lässt Musalek im Raum stehen.
"Keiner hält sich dran" Entscheidender aus seiner Sicht: Das Problembewusstsein bei den Betroffenen selbst zu wecken und Lösungsangebote zur Verfügung zu stellen. "Wir haben an sich sehr gute Jugendschutzgesetze, nur hält sich keiner dran", konstatiert er. "Ein Jugendlicher wird es nicht verstehen, wenn man ihm das Trinken einfach verbietet." Altersgrenzen samt Überprüfung seien zwar durchaus sinnvoll, da deren (illegale) Überschreitung zum Heranwachsen dazugehöre. Doch man müsse Kinder und Teenager rechtzeitig aufklären, wo Vorteile (wie angstlösende und euphorisierende Wirkung in kleinen Dosen) und Risiken (depressionssteigernde oder -auslösende Wirkung, Suchtgefahr sowie Koma und Tod bei Überdosierung) des Alkohols liegen, andernfalls werde die Grenzüberschreitung "zum Desaster führen".
Für Musalek muss diese Aufklärung angesichts des gesunkenen Einstiegsalters schon am Ende der Volksschule oder am Beginn der Unterstufe statt finden. Der Entwicklungsstand müsse dabei natürlich berücksichtigt werden. Eine Gefahr, dadurch die Kinder erst zum Trinken zu animieren, sieht der Psychiater dabei nicht.