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Am Montag kam es im Stadtteil Rostock-Lichtenhagen, wo 1992 ein Asylheim gebrannt hatte, wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Foto: APA/dpa/Kay Nietfeld
Nach der Randale vom Wochenende in Rostock mit rund 1000 Verletzten und neuen Krawallen am Montag will die deutsche Polizei massiver gegen gewaltbereite G8-Kritiker vorgehen. Unterstützt wird diese härtere Gangart von der Politik.

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"Wir müssen uns entschuldigen. Was geschehen ist, hätte so nicht passieren dürfen." Am Montag zeigte sich Werner Retz von Attac, Mitorganisator der Demonstration in Rostock am Wochenende, zerknirscht. Man habe die Schwierigkeiten mit den Linksautonomen unterschätzt, leider aber auch kein "konkretes Rezept", wie man mit ihnen umgehen solle, bekannte er. Doch er warnte davor, den schwarzen Block völlig auszugrenzen: "Dann kommen die erst recht." Und am Montag waren sie auch schon wieder da. Während einer ansonsten friedlichen Demonstration gegen die Asyl-Politik der G8-Staaten kam es wieder zu Zusammenstößen zwischen Autonomen und Polizei. Vier Demonstranten wurden festgenommen, ein Fotograf leicht verletzt.

Sicherheitsgewahrsam Die Nervosität bei der Polizei steigt stündlich. "Ich rechne mit dem Schlimmsten", sagt Konrad Freiberg, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Neben deutschen Randalierern hätten auch Italiener und Griechen den Einsatzkräften zugesetzt. Freiberg: "Wir können dankbar sein, dass kein Polizist tot ist." Er fordert eine härtere Gangart gegen Gewalttäter: "Es müssen Vorkontrollen stattfinden, wo sich die Chaoten treffen. Wer Steine, Messer oder Knüppel dabei hat, muss sofort in Polizeigewahrsam."

Für den im Vorfeld der Demonstrationen diskutierten Unterbindungsgewahrsam tritt nun auch der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Harald Ringstorff (SPD), ein: "In einigen Fällen wird das nötig sein, wenn wir es mit Gewalttätern zu tun haben." Mit dem vorläufigen Gewahrsam kann die Polizei jemanden für einen bestimmten Zeitraum präventiv in Haft nehmen, um mögliche Straftaten zu verhindern. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) fordert, verstärkt Wasserwerfer einzusetzen, aus der Polizeigewerkschaft kommt auch die Forderung nach Gummigeschossen. Für Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist das Sicherheitskonzept nach wie vor das richtige, man müsse allerdings während des Gipfels "noch vorsichtiger" sein.

Das Oberverwaltungsgericht Greifswald hat mittlerweile unter Auflagen eine Demonstration am Flughafen Rostock-Laage erlaubt. Gegen das Verbot des Sternmarsches Richtung Zaun liegt seit Montag eine Klage beim Verfassungsgericht in Karlsruhe vor.

Kritik am Gipfel ("großes Medienspektakel") kommt nun auch von dessen "Erfinder", dem deutschen Altkanzler Helmut Schmidt (SPD). Das ließ Kanzlerin Angela Merkel über ihren Sprecher zurückweisen - ebenso Berichte, sie habe 750 Millionen Euro Entwicklungshilfe für Afrika genehmigt, damit Bob Geldof seinen deutschen Kollegen Herbert Grönemeyer von dessen G8-Kritik abbringe. (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe, 5.6.2007)