Er schlägt gern zu, trägt aber selbst oft Schienbeinschoner und Helm. Der Autonome nimmt für sich das Recht auf "Freiräume" im öffentlichen Raum in Anspruch, spricht seinen Gegnern aber das Menschsein ab. Entwickelt hat er sich in der linksextremen Szene der 1970er. Daher kommt auch seine Sympathie für terroristische Gruppen wie die RAF oder die Revolutionären Zellen.

In den 80er-Jahren kämpfte er gegen die bayerische Nuklear-Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf und besuchte in Wien die Opernballdemo. Heute ist er vor allem in deutschen Großstädten zu Hause. Seinen Namen bezog er von der italienischen Bewegung "Autonomia Operaia" - "Arbeiterautonomie", die Ende der 1960er Sabotageakte in Fabriken durchführte und sich mit der Polizei prügelte. Die Bewegung definierte sich über die Abgrenzung von Gewerkschaften und der Kommunistischen Partei. Sie wollte ganz auf Organisation und Führung verzichten. Der Autonome hat einen Hang zur Paranoia, er glaubt, dauernd bespitzelt zu werden. Jede Kamera scheint extra für ihn installiert und auf ihn gerichtet zu sein. Dass die Polizei sich so sehr für ihn interessiert, verleiht ihm Bedeutung und hilft ihm, die Negativprojektionen auf sein Feindbild zu verstärken.

Die Abgrenzung zu den "Normalos", "Faschos" und "Bullen" erleichtert ihm zudem die Selbstfindung. Der Autonome verfügt über kein einheitliches strategisches Konzept, aber über Ideologiefragmente wie Antiimperialismus, Anarchie und Antinationalismus. Er hält den Staat für gewalttätig und glaubt, seine eigene Gewaltbereitschaft dadurch legitimieren zu können. Unterstützt wird dies von seiner Vorstellung, überall von Faschisten umgeben zu sein. Der Autonome verroht zusehends, sagt der deutsche Verfassungsschutz. Er ruft unverhohlen zur Gewalt auf ("Zwischen Helm und Nasenbein passt immer noch ein Pflasterstein"), verletzt Menschen und zerstört Auslagen.

In den letzten Jahren nimmt er gerne an Antiglobalisierungsdemonstrationen teil. Dann findet er sich mit seinesgleichen im Schwarzen Block zusammen und schiebt die Kapuze seiner Jacke über den Kopf, um nicht identifiziert zu werden.

Seit Beginn der zweiten Intifada und 9/11 hat er sich mit einigen Freunden zerstritten. Wenn er von der antideutschen Fraktion ist, kritisiert er den innerlinken Antisemitismus der Antiimperialisten heftig. Der Autonome ist etwa 18 bis 28 Jahre alt. Oft kommt er aus bürgerlichem Milieu. Lohnarbeit lehnt er ab, bezieht aber zuweilen Sozialhilfe. Den Nachwuchs rekrutiert er nicht selbst, überprüft ihn aber genauestens.

In Österreich wohnt der Autonome am ehesten im Wiener Ernst-Kirchweger-Haus, seit 1988 das besetzte Haus in der Aegidigasse geräumt wurde. (Adelheid Wölfl/DER STANDARD, Printausgabe, 5.6.2007)