Viktor Zizek hat den Teil der südsteirischen Weinstraße abgesperrt, der in seinem Besitz ist. In der Katastierung beim Übergang von Jugoslawien auf Slowenien wurde vergessen, diesen Teil für die öffentliche Nutzung zu sichern.

Ratsch - Die Augen zusammengekniffen, die Hände auf dem Lenkrad, ein kurzes Heben des Oberkörpers und dann Retourgang. Den zahlreichen Autofahrern, die am vergangenen Wochenende das schöne Wetter in den Buschenschänken an der südsteirischen Weinstraße genießen wollten, blieb nichts anderes übrig als umzudrehen. Der Grund: 300 Meter der Grenzstraße bei der Ortschaft Ratsch im Bezirk Leibnitz waren gesperrt.

"Zufahrt zum Anwesen Zizek" steht auf einigen Tafeln unter den Fahrverbots- oder Sackgassenschildern, die auf der Absperrung angebracht wurden. Besagter Viktor Zizek, Verursacher der Ratlosigkeit bei den Autofahrern, macht sich auf den Weg, um zu überprüfen, ob die Absperrungen wohl auch noch stehen. "Nein, sie können da nicht durch", antwortet der pensionierte Jurist einem Mann, der zum Haus eines Freundes zufahren will. Lediglich Radfahrer und Fußgänger können die Strecke passieren, in deren Mitte die Grenze zwischen Österreich und Slowenien verläuft. Die Hindernisse, die Viktor Zizek aufgestellt hat, stehen auf slowenischer Seite und auf seinem Grundstück.

Zornige Nachbarn

738 Quadratmeter sind es, die zur Landesstraße L613 gehören und für die der Slowene von österreichischer Seite eine Ablöse will - 1000 Euro pro Quadratmeter. Einige seiner Nachbarn sind zornig: "Es ist eine Frechheit, was er da macht. Dass sich der Staat das gefallen lässt!", zeigte sich eine Frau, die nicht namentlich genannt werden möchte, erbost. Nicht nur ihre Familie, die auf den Bus angewiesen ist, der hier nicht mehr fahren könne, sei betroffen. "Auch die Buschenschänken leiden alle darunter". Umsatzeinbußen wegen der Sperre kann Hannes Zweytick, Bürgermeister von Ratsch, am Montag bestätigen. Doch gegen die Sperre könne er nichts tun. Die Zuständigkeit liege bei Ladeshauptmann Franz Voves (SPÖ), sagt der Ratscher zum STANDARD.

Voves wiederum, der auch schon an Außenministerin Ursula Plassnik brieflich appellliert hat, die Angelegenheit mit ihren slowenischen Kollegen zu regeln, fühlt sich nicht zuständig. Das "bilateral nicht unwesentliche" Problem müsse in Slowenien gelöst werden, und das rasch, sagte Voves bei der Landesregierungssitzung am Montag. Nicht nur wirtschaftlich und touristisch könne die Gegend Schaden erleiden, auch die guten nachbarschaftlichen Beziehungen könnten getrübt werden.

So weit ist es bei einem anderen Nachbarn von Zizek nicht: "Ich kann es verstehen, dass sich jemand provoziert fühlt, wenn er jahrelang weder von österreichischer noch von slowenischer Seite Antwort bekommt. Aber dass man zur Selbstjustiz greift, das kann es nicht sein."

Recht bekommen

Jahrelang ist hier das Stichwort, denn bereits zum dritten Mal hat Zizek die Straße abgesperrt. Seit er vom Gericht in Maribor Recht bekommen hat, dass das Straßenstück sein Privatbesitz ist, darf die slowenische Polizei seine Sperren nicht mehr entfernen. "Sie haben mir sogar die Blumentröge zurückgeben müssen, die sie weggeräumt hatten", ist der Jurist zufrieden.

Laut Landeshauptmann Voves sei die Straße nicht für die öffentliche Nutzung gesichert worden, als die Kataster beim Übergang von Jugoslawien zu Slowenien neu gezeichnet wurden. Die Straße ist jedenfalls schon länger da, als das Grundstück in Zizeks Besitz ist - Mitte der 1950er-Jahre wurde sie unter dem damaligen Landeshauptmann Josef Krainer asphaltiert. Da laut österreichischen Gutachtern der Quadratmeter nicht 1000, sondern ein bis zwei Euro wert ist, konnte es zu keiner Einigung kommen. Der nächste Schritt der Slowenen sei, einen Gutachter zu suchen, mit dem auch Viktor Zizek einverstanden ist, sagte eine Voves-Mitarbeiterin. Bisherige Angebote habe er abgelehnt.

Das bestätigt auch Zizek selbst, der nicht versteht, warum Slowenien etwas kaufen sollte, das nur Österreich nützt. Die Blockade soll bis zum 1. Jänner 2008 stehen, also bis Slowenien Schengenmitglied ist. (Marijana Miljkovic/DER STANDARD-Printausgabe, 05.06.2007)