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Auf Bilder wie dieses werden Klimaforscher in Zukunft verzichten müssen.
Eigentlich schien alles seinen konstruktiven Weg zu gehen. In der vergangenen Woche hatten die USA, China, Japan und Kanada ihre Vorstellungen für einen Aktionsplan gegen die Klimaerwärmung vorgelegt. G8-Gastgeberin Angela Merkel hätte "nur" noch die Fäden zusammenführen müssen. Doch nun wurde in Washington bekannt, dass US-Präsident George W. Bush substanzielle Mittel für den Klimaschutz streichen will.
Statt sechs Satelliten zur Erforschung der Erderwärmung sollen in den kommenden Jahren nur noch vier ins All geschossen werden. Zudem ist geplant, dass ihr Forschungsauftrag primär das Sammeln von Wetterdaten enthält und nicht Aufzeichnungen über Klimaveränderungen.
Die USA versicherten Bundeskanzlerin Merkel aber, dass man ihr in der Klimapolitk am Gipfel nicht die Show stehlen wolle. Bush hatte ja vorgeschlagen, mit den 15 größten Umweltverschmutzern bis Ende 2008 ein gemeinsames Emissionsziel zu vereinbaren. "Es ist ein Versuch, einen Weg nach vorn zu finden und, offen gesagt, eine Möglichkeit für Angela Merkel, einen sehr erfolgreichen Gipfel zu führen", sagte Bushs Berater für nationale Sicherheit, Stephen Hadley. Merkel will ja die acht führenden Industriestaaten dazu verpflichten, den weltweiten Treibhausgasausstoß bis 2050 auf die Hälfte der Emissionen von 1990 zu senken.
Für 19.30 Uhr wurden dann die Ankunft von US-Präsident George Bush am Flughafen Rostock-Laage und sein Weiterflug per Helikopter nach Heiligendamm erwartet. Politische Gespräche standen nicht mehr auf seinem Programm. Der Präsident werde noch "Zähneputzen und dann ab ins Bett", hieß es.
Erst am Mittwoch, noch vor dem offiziellen Gipfelauftakt, trifft Bush mit der deutschen Bundeskanzlerin zu einem Lunch zusammen. Danach knöpft sich Merkel noch Nicolas Sarkozy (Frankreich), Romano Prodi (Italien) und Wladimir Putin (Russland) in Einzelgesprächen vor. "Ich bin optimistisch, dass wir einen guten Gipfel erleben können und wir haben ein Ursprungsthema des G8-Gipfels wieder auf der Tagesordnung, nämlich die Frage: Welche Instrumente brauchen wir, um die Globalisierung menschlich zu gestalten?", sagt sie.
Dialog auf Augenhöhe
Im Ostseebad Heiligendamm müssten sich die Industriestaaten, die Schwellenländer und die afrikanischen Staaten zu ihrer gemeinsamen Verantwortung bekennen. Gastgeberin Merkel: "Mit Heiligendamm wollen wir eine neue Form des Dialogs schaffen - eines Dialogs auf Augenhöhe." Die großen Schwellenländer rief sie dazu auf, soziale Mindeststandards zu schaffen.
In Rostock begann am Dienstagabend der Alternativgipfel der Globalisierungskritiker. In 120 Workshops wollen sie in den kommenden drei Tagen Handlungsanleitungen für eine gerechtere Weltwirtschaft diskutieren. Mehr als 1000 Teilnehmer waren angemeldet. Jean Ziegler, UN-Sonderbeauftragter für das Recht auf Nahrung, sagte, afrikanische Bauern hätten nicht die geringste Chance auf ein Existenzminimum zu kommen, weil importiertes Gemüse auf den afrikanischen Märkten nur halb so viel koste wie heimische Produkte.
Während der Vorbereitung auf den Alternativgipfel mussten die Organisatoren der Demonstrationen einen Rückschlag aus Karlsruhe hinnehmen. Das Bundesverfassungsgericht entschied, dass nur 50 Demonstranten bei der Ankunft der Staatsgäste in der Nähe des Flughafens Rostock-Laage protestieren dürfen. Die Gipfelkritiker wollen sich aber dadurch nicht entmutigen lassen und hoffen, dass der große Sternmarsch Richtung Zaun am Donnerstag doch noch vom Verfassungsgericht genehmigt wird.