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Foto: APA/AP/Jörg Sarbach
Im Jahr 2006 sind in Österreich rund 110.000 tragbare Navigationssysteme - und damit drei Mal so viel wie 2005 - verkauft worden, ergibt eine Studie des Marktforschungsinstitutes GfK. In Westeuropa lag der Gesamtabsatz im Vorjahr demnach bei 7,4 Millionen Geräten. Heuer wird mit einem Anstieg auf 11,8 Millionen gerechnet.

Zum Massenmarkt entwickelt

Damit habe sich dieser Produktbereich zu einem Massenmarkt und mit 2,7 Milliarden Euro zu einem bedeutenden Umsatzträger innerhalb der Unterhaltungselektronik entwickelt. Der Sinkflug bei den Preisen sei aber weiter gegangen. Am meisten Geld mussten mit durchschnittlich 417 Euro die Schweizer für ein mobiles Navigationssystemen ausgeben, dicht gefolgt von den Österreichern mit 413 Euro. In Deutschland waren die Geräte mit 351 Euro deutlich günstiger.

Preisniveau gefallen

Im Weihnachtsgeschäft sei das Preisniveau aber in ganz Westeuropa gefallen. Grund dafür dürfte auch sein, dass die Zahl der Anbieter laut Studie von 42 Ende 2005 auf aktuell 93 gestiegen ist. Der Einstiegspreis liege inzwischen unter 200 Euro. Verstärkt nachgefragt werden derzeit eindeutig die Alleskönner: "Dynamische Routenführung zur Stauvermeidung, das Abspielen von Musik oder von Hörbüchern im MP3-Format, die Nutzung als elektronische Übersetzer oder die Verwendung als Freisprecheinrichtung sind nur einige der eingebauten Zusatzfunktionen".

Vernetzung der User soll Routenplanung optimieren

"Mobile Navigationssysteme sind nur so gut wie das Kartenmaterial, und das muss verbessert werden", erklärte Harold Goddijn, Chef des niederländischen Anbieters TomTom, vor Journalisten in Cannes. Der europäische Marktführer setzt dazu auf den Trend zu Web 2.0 und die Einbindung der Nutzer.

Aktualisierung durch den User

"Der User kann durch unser neues System die installierten Karten verändern und die aktualisierten Daten allen anderen zur Verfügung stellen. Damit ist man immer auf dem neuesten Stand", erklärte Goddijn. Es sei effektiver, den Input derer, die jeden Tag auf den Straßen unterwegs sind, zu nutzen. Denn die Menschen vor Ort wüssten am besten über die lokalen Bedingungen Bescheid.

Blockierte Wege

Ist beispielsweise ein bestimmter Weg blockiert, ein auf der Karte verzeichnetes Restaurant nicht mehr in Betrieb oder eine Nebenstraße fehlt im System, könne der User das auf Knopfdruck ändern. "Wenn er das Gerät dann mit dem Internet verbindet, stehen die aktuellen Daten - so er das wünscht - jedem in der Gemeinschaft kostenlos zur Verfügung", sagte der Manager. Beim Abrufen der Updates könnte man sich entscheiden, ob alles aktualisiert werden soll oder nur Inhalte, die von TomTom-Mitarbeitern überprüft worden sind.

25 Jahre

Eigentlich sei Auto-Navigation schon 25 Jahre alt. Dennoch habe es sehr lange gedauert, bis entsprechende Systeme für den Massenmarkt attraktiv geworden wären. "Erstens sind die Kfz-Hersteller nicht die Schnellsten und zweitens hat beispielsweise eine mit 256 MB eher kleine Speicherkarte vor nicht allzu langer Zeit noch 80 US-Dollar gekostet", so Goddijn. Das habe sich inzwischen dramatisch geändert. In Europa seien 2006 bereits rund acht Millionen Geräte über den Ladentisch gegangen, mehr als die Hälfte davon habe TomTom verkauft. Für heuer prognostiziert der Manager ein Marktwachstum auf 14 Mio. Stück.

Anstieg in den kommenden Jahren erwartet

Von den 220 Millionen Autos in Europa seien erst 15 Prozent mit Navigationsgeräten ausgestattet. "In den nächsten fünf Jahren rechnen wir mit einem Anstieg auf 50 Prozent", zeigte sich der TomTom-Chef optimistisch. Neben der Bequemlichkeit sollen die digitalen Helferlein auch bei der Reduktion von CO2-Emissionen und der Erhöhung der Verkehrssicherheit helfen. "Beim Einsatz von Navigationsgeräten gibt es 12 Prozent weniger Unfälle, es werden 16 Prozent weniger Kilometer gefahren und man spart sich 18 Prozent der Fahrzeit", beruft sich Goddijn auf aktuelle Studien.

"Die Leute hassen es, sich zu verirren", so der Manager. Nachholbedarf gebe es vor allem bei verlässlicheren Verkehrsinformationen, aktuellerem Kartenmaterial und besserer Routenplanung. Für die Gerätehersteller sei das schwierig, ändern sich im Verlauf eines Jahres laut den Angaben doch rund zehn Prozent des Kartenmaterials. "Bis eine aktuellere Software herausgegeben wird, vergeht viel Zeit. Wir würden ständig hinterherhinken. Das soll sich durch die Einbeziehung unserer zehn Millionen Kunden ändern", gab sich Goddijn überzeugt

Fehler und das nächste Update

Bisher hätten Beschwerden der User über mangelhaftes Kartenmaterial wenig gefruchtet. "Wir wurden angerufen, haben das Problem dem Hersteller gemeldet und nie wieder etwas davon gehört. Die Kunden konnten nur hoffen, dass die Fehler bis zum nächsten Update beseitigt werden", kritisierte der Manager. Der neue "Map Share" genannte Dienst soll im Juli starten und bis Jahresende auch für alle bisher verkauften TomTom-Geräte zur Verfügung stehen.

Weitere Features der neuen Navigationssysteme sind laut den Angaben Spracherkennung, 3D-Grafik und eine Hilfe-Funktion. Dadurch könnte der kürzeste Weg zum nächsten Krankenhaus oder der exakte Standort im Notfall eruiert sowie direkter Kontakt mit Blaulichtorganisationen aufgenommen werden. Ebenfalls abrufbar sind Informationen des Roten Kreuzes zu Erste Hilfe-Maßnahmen.