Dominique Meyer, Generalintendant des Théâtre des Champs-Elysées, eines der vier Pariser Opernhäuser, das ausschließlich privat finanziert wird. Ab 2010 Direktor an der Wiener Staatsoper.

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Wien - Mit Claudia Schmied gelang Kanzler Alfred Gusenbauer eine Überraschung. Die Managerin an der Spitze des Kulturministeriums galt als Außenseiterin und gerade darum als vielversprechend. Mit Dominique Meyer als neuem Staatsopern-Chef hat Schmied selbst nun die Geschichte wiederholt: Ein Manager, mit dem keiner so richtig gerechnet hat. Der 51-jährige Wirtschaftswissenschafter kann allerdings auf eine stetig fortschreitende Karriere innerhalb des französischen Kulturbetriebs zurückblicken. Ebenso wie Schmied damals wird ihm große Liebe zur und ein guter Sinn für die Musik nachgesagt.

Der Sohn eines Diplomaten wurde am 8. August 1955 im Elsass geboren, lebte schon als Kind unter anderem in Bonn und spricht daher perfekt deutsch. Seine erste Leidenschaft galt der Wirtschaft, seine zweite der Kultur. Während seines Wirtschaftsstudiums in Paris habe er täglich eine Oper, ein Theater oder ein Konzert besucht, sagte Meyer im vergangenen Oktober zum "Neuen Merker". Sein Einstieg in die französische Politik erfolgte unmittelbar nach dem Studium: Im Industrieministerium war er ab 1980 für Elektronik und Computerindustrie zuständig, für die Kultur entdeckte ihn der damalige Kulturminister Jack Lang, der ihn 1984 als Berater in sein Ministerium holte.

Opernluft schnupperte der Elsässer erstmals 1986, als er in beratender Funktion an die Pariser Oper kam. Nur drei Jahre später sollte er zum Generaldirektor werden. Lob und Aufmerksamkeit sicherte er sich gleich zu Beginn rund um die schwierige Eröffnung der Bastille Oper, was ihm 1991 erneut den Job als Kulturberater im Ministerium einbrachte. Doch auch in dieser Funktion, in der er unter anderem mit der Gründung des Fernsehsenders ARTE beschäftigt war, hielt es den Opernfreund nicht lange. "Ich wollte zurück ins aktive, künstlerische Leben", so Meyer. In der Oper von Lausanne erfüllte er sich 1994 diesen Wunsch, wo er fünf Jahre lang mit selten gespielten Werken aufhorchen ließ. 1999 folgte die Rückkehr nach Paris, mit der Berufung an das Theatre de Champs-Elysees.

Neben Intendanz und künstlerischer Leitung des privat geführten Hauses blieb Meyer auch der Wirtschaftswissenschaft treu. Parallel zum Kulturbetrieb erhielt er eine zweite Karriere an verschiedenen Universitäten am Laufen, bis heute hält er Vorlesungen zu Musikmanagement - eine weitere Parallele zu Claudia Schmied. Künstlerisch versuchte er weiterhin, Ungewöhnliches und Neues auf die Bühne zu bringen. "Neue Opern müssen geschaffen werden, aber nicht solche, die nach ein paar Vorstellungen wieder vom Spielplan verschwinden", erklärte er dem "Neuen Merker". "Die Komponisten müssen verstehen, für wen sie Musik schreiben." Beim Europäischen Forum Alpbach 2005 schlug Meyer ähnliche Töne an. Auf die Überalterung des Opernpublikums müsse man mit Programm sowie Preisgestaltung reagieren.

In einer weiteren Parallele zu Schmied werden dem Manager von Künstlerseite Rosen gestreut. Die Wiener Philharmoniker, die zu Meyer seit seinem Amtsantritt in Paris beste Kontakte haben, lobten ihn im APA-Gespräch menschlich, wie künstlerisch. "Er hat uns immer das Gefühl gegeben, willkommen zu sein", sagte Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg und lobte die bisherige "hervorragende Zusammenarbeit" mit dem künftigen Opernchef. Dieser sei "ein guter Manager, der künstlerisch empfindet, und mit dem man gemeinsam Ideen entwickeln kann." (APA)