Für eine "Korridorlösung": Fritz Enzenhofer.

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Linz - Eltern und Lehrer sind entrüstet. Da verkündet die rot-schwarze Bundesregierung als eine ihrer ersten Verhandlungsergebnisse, dass die Schülerhöchstzahl herabgesetzt werde - auf 25 in den Eingangsklassen ab kommendem Schuljahr. "In unserem Fall wird die bestehende Schülerzahl von 15 beziehungsweise 16 auf 29 in der zweiten Klasse fast verdoppelt", beschweren sich die Volksschulen in Alberndorf, Linz/Auhof und Unterweitersdorf. Mit derartigen Protestbriefen hat Oberösterreichs Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer gerechnet. Bereits während der Koalitionsverhandlungen hatte sich der ÖVP-Politiker gegen diese starre Schülerhöchstzahl ausgesprochen. Denn nach wie vor entscheidet ein Kind über eine Klassenteilung und zugleich über Groß- oder Kleinklasse. So wie in den besagten Volksschulen.

Im Herbst 2006 meldeten sich an den Schulen je 31 Erstklässler an. Damit war die noch gültige Höchstzahl (30 Kinder) überschritten, was zu einer Klassenteilung führte. Die Kleinklassen ermöglichten laut den Lehrern eine "optimale Förderung und einen qualitativ befriedigenden Unterricht". Ab der 2. Klasse wird mit diesen Bedingungen wohl Schluss sein, da im Laufe des ersten Semesters Kinder in die Vorschule zurückgestuft wurden. Die Konsequenz: Die Gesamtschülerzahl in diesen ersten Jahrgängen sank auf 29, eine Zusammenlegung der Klassen droht.

Auch wenn die neue Richtlinie mit maximal 25 Schülern pro Klasse nur für jeweilige Eingangsklassen gilt, hoffen die betroffenen Schulen, dass es "innerhalb eines gesetzlichen Rahmens auch noch einen Ermessensspielraum für Entscheidungen menschlicher Art" gebe, schreibt der Elternverein von Unterweitersdorf. Die Hoffnung sei groß gewesen, meint Gertraud Rammer, Klassenlehrerin der 1a. Hat doch die Regierung eine effiziente Bildungspolitik zu einem Hauptanliegen erklärt.

Doch der Landesschulrat, zuständig für die Pflichtschulen, zerschlägt diese Hoffnung. "Die Klassen werden zusammengelegt. Ich kann nur versuchen abzufedern", erklärt Enzenhofer. So will er versuchen, mehr Stunden den Großklassen zuzuteilen, damit sie wenigstens in bestimmten Gegenständen wie Rechnen geteilt werden können. Ein Lösungsangebot, mit dem sich die Lehrer und Eltern der Schulen nicht zufrieden geben wollen und deshalb jetzt Briefe an Unterrichtsministerin Claudia Schmied versandt haben.

Mit einer "Korridorlösung" anstelle des Herabsetzens der Höchstzahl käme es erst gar nicht so weit, meint der Landesschulratspräsident. Darunter versteht er, dass ab dem 18. und bis zum 30. Kind pro Klasse Schulen generell mehr Stunden genehmigt bekommen sollten. Dadurch werde es möglich - ähnlich wie bereits beim Fremdsprachenunterricht - in bestimmten Gegenständen dauerhaft Kleingruppen zu bilden. Durch die fixe Teilungszahl hingegen stehen Klassen im Extremfall zu Beginn jedes Schuljahres einer neuen Situation gegenüber. Denn dass Schüler eine Klasse verlassen oder neu hinzukommen, sei nicht die Ausnahme. (Kerstin Scheller/DER STANDARD, Printausgabe, 8.6.2007)