Bonn - Die Deutsche Telekom steht offenbar vor dem Kauf des viertgrößten niederländischen Mobilfunkanbieters Orange. Der Bonner Konzern hat dem Orange-Eigentümer France Telecom ein Übernahmeangebot vorgelegt. Der französische Konzern habe bereits den notwendigen Konsultationsprozess mit der Arbeitnehmervertretung von Orange in den Niederlanden eingeleitet, mit dem Ziel die Zustimmung zum Verkauf an die Telekom zu erhalten, erklärte ein Telekom-Sprecher am Freitag.

Im Gegenzug gibt die Deutsche Telekom ihr spanisches Internetgeschäft T-Online Spain an France Telecom ab. Unter dem Strich dürfte das Tauschgeschäft den größten deutschen Telekommunikationsanbieter rund eine Mrd. Euro kosten, ihm aber gleichzeitig die Position als zweitgrößter Mobilfunkanbieter im Nachbarland sichern.

T-Mobile Niederlande ist bisher mit 2,6 Millionen Kunden die Nummer drei im Nachbarland, hinter Marktführer KPN und dem britischen Konkurrenten Vodafone. Durch die Übernahme von Orange mit seinen 1,9 Millionen Mobilfunk- und 600.000 Internetkunden, würde der deutsche Konzern Vodafone (3,9 Millionen Kunden) vom zweiten Platz verdrängen. Unangefochtener Marktführer bleibt allerdings weiterhin die niederländische E-Plus-Mutter KPN mit fast neun Millionen Kunden und einem Marktanteil von fast 50 Prozent.

"Konzentrieren und gezielt wachsen"

France Telecom übernimmt im Gegenzug die spanische Telekom-Tochter T-Online Spain, die auf der iberischen Halbinsel unter der Marke Ya.Com als Internet Service Provider auftritt. Der Verkauf der Internettochter sei Teil der Strategie "Konzentrieren und gezielt wachsen", die der Vorstand der Deutschen Telekom bereits am 1. März der Öffentlichkeit vorgestellt habe, betonte das Unternehmen. Das Geschäft steht allerdings noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die spanischen Kartellbehörden.

Nach Angaben aus Unternehmenskreisen dürfte die Übernahme der niederländischen Orange die deutsche Telekom rund 1,3 Mrd. Euro kosten. Gleichzeitig kassiere der Bonner Konzern aber aus dem Verkauf von Ya.Com rund 300 Mio. Euro, so dass sich die Belastung auf rund eine Milliarde Euro reduziere.

Die Deutsche Telekom ist derzeit darum bemüht, ihr Auslandsengagement zu verstärken, da der Konzern auf dem Heimatmarkt unter massivem Druck steht und zuletzt vor allem im Festnetz zahlreiche Kunden verlor. (APA/AP)