Yline-Gründer Werner Böhm hatte beste Kontakte zur FPÖ, um deren Homepage sich Yline kümmerte. Dafür hat die Strache-FPÖ nun fast 600.000 Euro bezahlt

Foto: STANDARD/Cremer
Wien – Die FPÖ hat vorige Woche tief in die_Tasche gegriffen. Die Masse des im Jahr 2001 in Konkurs gegangenen Internetanbieters Yline ist seither um fast 600.000 Euro reicher. Wie der Standard aus Gläubigerkreisen erfahren hat, hat die FPÖ vor dem Hintergrund des_Yline-Insolvenzverfahrens einen Vergleich mit der Masse geschlossen und rund 580.000 Euro für die Yline überwiesen; inklusive Zinsen und Verfahrenskostenbeitrag.

Damit bezahlt die FPÖ unter Parteichef Heinz-Christian Strache sinngemäß jene Leistungen, die das von Werner Böhm gegründete Internetunternehmen einst für die "alte" FPÖ erbracht hatte: Das damals börsennotierte Unternehmen hatte rund 15 Monate vor Konkurseröffnung einen Webseitenvertrag mit der damaligen FPÖ abgeschlossen, wonach es den Internetauftritt der Blauen (also die Einrichtung einer Homepage, deren Betreuung samt Content-Management-System) betreuen sollte. Ausgemacht wurde damals ein Honorar von 24 Mio. Schilling (heute wären das 1,7 Mio. Euro). Die Zahlungsmodalitäten: 48 Raten, verteilt auf vier Jahre. 15 Monate später, bei der Yline-Konkurseröffnung (siehe unten stehende Chronologie) waren noch rund 1,5 Mio. Euro an Forderung übrig – die in solchen Fällen übliche Rangelei, was wann geleistet wurde, hob an.

Zum Vergleich bereit

Ende 2002 klagte Yline-Masseverwalter Christof Stapf rund 600.000 Euro am Wiener Handelsgericht ein. Eine Hand voll Verhandlungen und ein Gutachten später, knapp nach der Nationalratswahl im vorigen Herbst, war die Strache-FPÖ zu einem Vergleich bereit. Doch statt die darin vereinbarten rund 400.000 Euro (plus Zinsen und Spesen) zu überweisen, widerriefen die Ex-Yline-Kunden den Vergleich, was rechtlich innerhalb einer bestimmten Frist möglich ist.

Der Grund dafür: Offenbar wollte die FPÖ noch den Ausgang des so genannten Spesenprozesses rund um Ex-FPÖ-Klubobfrau und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer abwarten. Die FPÖ hatte sie auf 590.000 Euro geklagt – und ist im April 2007 erstinstanzlich abgeblitzt. Hintergrund all dessen: Die FPÖ ist spätestens seit ihrer Spaltung in FPÖ und BZÖ reichlich klamm und sitzt auf einem Schuldenberg aus der gemeinsamen Vergangenheit. Zuletzt hat die FPÖ ihre Verbindlichkeiten mit 3,5 bis fünf Mio. Euro beziffert. Wie die FPÖ den Vergleich finanziert hat? FPÖ-Bundesfinanzreferent Eduard Schock zum Standard: "Wir haben Rückstellungen für die Risiken gebildet, auch für diesen Vergleich. Details geben wir nicht bekannt." Bei den Banken haben Parteien dank der staatliche Parteienförderung übrigens generell einen Stein im Brett: Die Förderung ist ein gern gesehenes Pfand bei der Kreditvergabe.

Geld für Gläubiger

In der Causa Yline-Honorar hat die FPÖ die Vergleichsverhandlungen jedenfalls ab Februar wieder aufgenommen, und diesmal wurde es auch ernst. Die 580.000 Euro wurden fristgerecht abgeliefert und fließen in die Masse. Ein Tropfen auf den heißen Stein:´Die Yline-Schulden betragen rund 22 Mio. Euro, die Masse dürfte durch den blauen Vergleich auf rund sieben Mio. Euro gewachsen sein. Ein Ende des Insolvenzverfahrens ist noch nicht abzusehen.

Chronologie Abenteuer Yline

Die Geschichte des Internetunternehmens Yline ist eine kurze, aber abenteuerliche. 1998 gründete Ex-Creditanstalt- und Ex-IBM-Manager Werner Böhm das Unternehmen; eines jener Internet-Start-ups, die damals geradezu aus dem Boden schossen. 1999, auf dem Höhepunkt des Web-Hypes, ging Yline an die Börse und lukrierte rund 48 Mio. Euro. Wenig später holte man sich erneut frisches Geld, und zwar über die Brüsseler Wachstumsbörse Nasdaq. Im Frühjahr 2000 war jede Yline-Aktie 283 Euro wert, doch das reichlich verschachtelte Unternehmen mit engen Kontakten in die FPÖ war damals bereits am Wanken, Schulden und Verluste explodierten.

Ab da ging es mit dem Unternehmen, dessen Aufsichtsratschef der FP-nahe steirische Industrielle Ernst Hofmann war, schnell: 2001 musste der Konkurs mit 220 Gläubigern (einer der Hauptgläubiger ist IBM) eröffnet werden. Als die Yline-Aktie von der Börse verschwand, war sie gerade noch einen halben Euro wert.

Neben etlichen Zivilprozessen laufen Untersuchungen wegen des Verdachts auf Betrug, Untreue, Insiderhandel. Ex-Chef Böhm arbeitet seit 2006 für Gesellschaften der Ex-Yline-Bilanzprüferin Elisabeth Sixt. Er liefert Teile seines Gehalts an die Yline-Gläubiger ab. (Renate Graber, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 9/10.6.2007)