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James Gandolfini, Steven Van Zandt und Tony Sirico mit den Asterix-Flügerln nehmen am Sonntag Abschied.

Foto: AP
Wien - Wer in den letzten Wochen in den USA war und dort den Sender HBO (Home Box Office) geschaut hat, konnte daran gar nicht vorbei kommen. Wöchentlich wurde dort der Countdown für "The Sopranos" gezählt: "Three more episodes!" "Two more episodes!" Diese Woche hieß es "Four mores days", "Three more days ...", denn am Sonntag war es soweit: Nach zehn Jahren und insgesamt 86 Folgen verteilt auf sieben "Seasons", ist Schluss mit der Mafia-Familie aus New Jersey.

"Made in America" heißt die letzte Episode und wird das Schicksal von Tony Soprano (brillant: James Gandolfini) beschließen - im Guten oder im Schlechten, darüber wurde seit Wochen spekuliert. Fakt ist: Diese Serie hat Fernsehgeschichte geschrieben.

David Remnick, selbst ein Sohn New Jerseys und Herausgeber des eher zurückhaltenden Traditionsmagazins The New Yorker, bezeichnete die Serie gar als "die größte Leistung in der Geschichte des Fernsehens".

Krimiserie mit den Banalitäten des Alltags

Schleichend entwickelte sich "The Sopranos" beim globalen Publikum zur Sucht. Die Geschichte vermengte mit viel Liebe für Details und Charaktere Elemente einer Kriminalserie mit der Banalität des Alltags, vor der auch die "Wise Guys" nicht geschützt sind: Renitente Kinder, mühsame Mutter, senile Onkel, eine depperte Schwester - das volle Programm samt guter Ehefrau (großartig: Edie Falco).

Tony Soprano, Chef einer mäßig einflussreichen Mafia-Familie, der vor den Toren New Yorks mit einer Müllabfuhr seine wahren Geschäfte kaschiert, beginnt nach einem Zusammenbruch eine Psychiaterin, aufzusuchen. Ein eigentlich undenkbarer Schritt für einen Mann seiner Position, der sich in einem Milieu von Machismo, häuslicher (Schein-)Idylle und der Tradition und Gewalt seines "Jobs" gefangen findet.

Über Jahre hinweg verwoben die Drehbuchautoren ein episches, mit Preisen überhäuftes Meisterwerk, in dem die großen Entscheidungen, die Handlungsschnittpunkte kaum je hollywoodkonform getroffen worden. Oft wurden sie auch einfach ausgesessen bis sich das "Problem" von selbst löste.

Dass das Loch, das "The Sopranos" nun hinterlässt nicht von einer Serie gefüllt werden kann, hat HBO erkannt. Es legt gleich eine Reihe nach - "John From Cincinnati", "Flight Of The Conchords", "12 Miles" - um die Seher zu halten. (Karl Fluch/DER STANDARD; Printausgabe, 9./10.6. 2007)