Graz/Wien - 2,61 Promille Alkohol im Blut - ein 50 Kilogramm schwerer Bursch muss laut Fachliteratur an die zehn Krügel Bier trinken, um im Laufe eines Abends auf diesen Wert zu kommen. Oder 15 Alkopops oder 10 Vierteln Wein. Wie viel genau ein Zwölfjähriger Mittwochabend am Kirchberg in Deutschfeistritz (Bezirk Graz-Umgebung) beim Feiern mit Freunden getrunken hatte, weiß er wahrscheinlich nicht mehr. Er wachte jedenfalls erst einen Tag später wieder auf - in der Grazer Kinderklinik. Der Lebensgefährte seiner Mutter hatte ihn zufällig gefunden. Freitag durfte der Jugendliche wieder nach Hause. Woher die Burschen die rauen Mengen an Alkohol hatten, wusste die Polizei noch nicht.

Mit 14 Jahren wird es problematisch

Derart junge Jugendliche im Vollrausch sind nach wie vor sehr selten. Ein dem Standard vorliegender Diagnosebericht aller Krankenanstalten Österreichs vom ersten Halbjahr 2006 bestätigt aber, dass "Kampftrinken" ab dem 14. Lebensjahr zum Problem wird. Die Steiermark liegt dabei im bundesweiten Vergleich an der Spitze. Fast ein Drittel der 349 Patienten zwischen 14 und 18, die von Jänner bis Juli 2006 wegen "toxischer Wirkung von Alkohol" in Spitälern stationär aufgenommen wurden, waren aus der Steiermark. In derselben Altersstufe waren in der Grazer Kinderklinik heuer (Jänner bis April) bereits 61 stationäre Alko-Fälle zu verzeichnen, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 43.

Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (VP) schickte Freitag eine Verschärfung der Gewerbeordnung in Begutachtung. Das (Bundes-)Verbot von Alkoholverkauf an Jugendliche wird auf den Handel (bisher nur Lokale und Zeltfeste) ausgeweitet, die Mindeststrafe auf 180 Euro erhöht. (Michael Simoner, DER STANDARD Printausgabe, 9./10.6.2007)