Nach der "Wende" im Jahr 2000 hatten sich die Kuratoren und Künstler des Österreich-Beitrags zur Biennale gegen eine Vereinnahmung der Kunst durch die Politik gewehrt: Franz Morak, der Kunststaatssekretär (VP), durfte bloß anwesend sein.

Nun aber sonnten sich vor dem Pavillon mit Herbert Brandls Bildern die Politiker von Bundespräsident Heinz Fischer abwärts. Kulturministerin Claudia Schmied (SP) durfte zudem reden. Aber nicht eröffnen: Dies behielt sich Kanzler Alfred Gusenbauer (SP) vor, der die Neil-Shicoff-Niederlage vergessen machen wollte. Denn er versprach eine Stiftung "Pro Austria" für die "zeitgenössische bildende Kunst".

Konkreter konnte er trotz Nachfrage nicht werden, im Kulturministerium ist man verdutzt. Soll es sich um ein Gegenmodell zur "Pro Helvetia" handeln? Diese Stiftung der Schweiz ist allerdings für die Auslandsaktivitäten der Künstler zuständig. Oder ist an eine Parallelstruktur zur Kunstförderung gedacht? Oder soll diese gar in eine Stiftung ausgelagert werden? Darüber wurde bereits 1997 bei der Erstellung des Weißbuchs zur Reform der Kulturpolitik nachgedacht: Sie würde den Spielraum von Schmied einschränken, die sich nicht den Shicoff-Wünschen von Gusenbauer gebeugt hatte.

Oder erinnerte der Kanzler daran, dass Fischer im Herbst 1999 als SP-Nationalratspräsident für die Gründung einer Nationalstiftung namens "Pro Austria" plädiert hatte? Ihr Zweck war aber nicht die "zeitgenössische bildende Kunst", sondern der Ankauf von (restituierten) Kunstobjekten ... (Thomas Trenkler aus Venedig / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.6.2007)