Wien – Für Anfänger würde es wohl reichen, sich in einen Garten zu setzen; mit Bestimmungsbuch und Feldstecher._"Da kann man die Allerweltsarten sehen", sagt Christoph Roland, also den Buntspecht oder die Kohlmeise eben. Roland reicht ein Garten schon lange nicht mehr. Er erkennt 350 Vogelarten äußerlich, rund hundert auch akustisch.

Ab Freitagabend war dieses Wissen sehr gefragt. Da startete das mittlerweile vierte "Birdrace" in Wien. Das Ziel: Binnen 24 Stunden so viele Vogelarten wie möglich zu sichten oder zu hören. Da Regelwerk der Rennen ist seit jeher knapp: In kleinen Teams, von zwei bis maximal fünf Personen, gehen die Vogelfreunde mit dem Feldstecher auf die Pirsch. Zumindest die Hälfte der Gruppe muss die Vogelart eindeutig bestimmen, damit sie in der Wertung gilt.

Startort frei wählbar

Der Startort ist immer frei wählbar, er muss nur im Ortsgebiet von Wien liegen. Die Ausnahmen: Es gibt auch eine Österreich-Wertung. So rennen im 24-Stunden-Vogelschau-Kampf auch Teams im Seewinkel und im Ötztal. Viele – vielleicht sogar mehr als in Wien – dürften in Salzburg starten, sagte Mitorganisator Roland vor dem Start, findet doch am Wochenende dort ein Ornithologentreffen statt.

Wo er Samstagfrüh sein Glück probieren wollte, stand da schon fest: In der Lobau und anliegenden Feldern wollte er weiterjagen. Zu den normalen Punkten für jeden Vogel gibt es immer auch Zusatzpunkte, wenn man eine Art als einziges Team gesehen hat, zum Beispiel. Und es gibt den "Superbonus": Den bekommt ein Team, das alle vorkommenden Arten einer Gruppe, etwa alle Spechtarten, beobachtet. Ein wichtiger Punkt: "Es gelten nur lebende, freilebende Vögel". Auf 108 Arten brachten es die Vorjahressieger. Das nicht geschummelt wird, sei Ehrensache, sagt Vogelkundler Roland. Er glaubt, dass die "Birdraces", übrigens eine Schweizer Erfindung, immer beliebter werden._Aber selbst dann soll die Teilnahme nichts kosten. Bisher wandelt ein Sponsor sozusagen die eingespielten Punkte in Geld um; heuer für Nistkästen für Schleiereulen.

Eine Nachricht aus Oberösterreich wird die Vogelkundler wohl etwas traurig gestimmt haben: Ein Spaziergänger fand einen toten Steinadler. Der Vogel ist in der Liste der artengeschützten Tiere als besonders streng geschützt eingereiht. Dem Steinadler waren Kopf, Fänge, Teile der rechten Schwinge und die Flaumfedern abgetrennt worden. Ein Greifvogelexperte vermutet, dass das Tier beim Brüten von einem Trophäenjäger erschlossen wurde. (Peter Mayr, DER STANDARD Printausgabe, 9./10.6.2007)