Bagdad - Das irakische Außenministerium hat am Samstag formell gegen den Beschuss irakischer Grenzdörfer durch türkische Artillerie protestiert und den türkischen Geschäftsträger einbestellt. Der stellvertretende Außenamtsleiter Mohammed al-Haj Mahmoud habe eine sofortige Einstellung des Beschusses gefordert, hieß es in einer Erklärung. Derartige Aktionen schadeten den Beziehungen zwischen beiden Ländern.

Zugleich bekräftigte das Außenministerium seine Ablehnung einer Präsenz der in der Türkei verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) im Irak. Der Irak betrachte die PKK als illegal, hieß es. Bagdad biete Ankara einen Dialog und konstruktive Zusammenarbeit an, erklärte das Außenministerium. Ein Sprecher des türkischen Außenamts bestätigte das Treffen zwischen Mahmoud und Geschäftsträger Ahmet Yazal. Es habe sich aber nicht um einen offiziellen Protest gehandelt. Die irakische Seite habe sich gegenüber dem Diplomaten besorgt wegen der Bewohner des Grenzgebiets gezeigt.

Ein PKK-Sprecher wies Vorwürfe zurück, wonach die Partei vom autonomen Kurdengebiet im Irak aus Angriffe auf die Türkei startet. Die Kämpfe innerhalb der Türkei dauerten aber an. Der türkische Beschuss irakischen Gebiets habe die Stützpunkte der PKK nicht beeinträchtigt, sagte der Sprecher.

Nach Angaben eines Sprechers der kurdischen Sicherheitskräfte im Irak griff die türkische Artillerie am Samstag in der Früh rund 45 Minuten lang Ziele an der Grenze zur Türkei an. Das türkische Außenministerium äußerte sich nicht zu den Angriffen selbst.

Truppen verstärkt

Die Regierung in Ankara hat in den vergangenen Wochen im Kampf gegen kurdische Rebellen ihre Truppen an der Grenze zum Irak verstärkt und mit einem Einmarsch gedroht. Die USA haben ihren NATO-Partner aufgerufen, auf eine militärische Eskalation zu verzichten, um eine weitere Front im Irak und eine Verschärfung der Spannungen in der Region zu vermeiden.

Die türkische Armee verlangt von der Regierung grünes Licht für einen Vormarsch nach Nordirak, um dort gegen Lager der kurdischen Rebellengruppe PKK vorgehen zu können; bisher gibt es aber keinen Parlamentsbeschluss für eine Truppenentsendung. Regierung und Armee hatten am Mittwochabend Berichte über einen ersten Vorstoß türkischer Truppen in den Nordirak dementiert.(APA/AP/AFP)