Bild nicht mehr verfügbar.

Weniger Pestizide, fixierte Mindestlöhne und bessere Arbeitsbedingungen auf den Plantagen: Damit will Chiquita den Geschmack der Konsumenten treffen.

Foto: Reuters
Wien - Das US-Unternehmen Chiquita will mit seiner unrühmlichen Vergangenheit nichts mehr zu tun haben. Unter der Vorgängerfirma United Fruit Company noch Inbegriff des "bösen Kapitalismus" ist der in Cincinnati, Ohio, beheimatete Konzern zu einem der Bannerträger für soziale Nachhaltigkeit geworden, auf neudeutsch Corporate Social Responsability (CSR). "Für uns ist das nicht nur ein Slogan, wir leben das", sagte der CSR-Verantwortliche in Chiquitas Europa-Zentrale in Antwerpen, George Jaksch, bei einem Wien-Besuch dem Standard.

Chiquita benötigte für den Wandel vom Saulus zum Paulus gut ein Jahrzehnt. Alle Bananenfirmen standen Anfang der 90er-Jahre unter enormem Druck wegen ihres Pestizideinsatzes sowie der insgesamt katastrophalen Anbau- und Arbeitsbedingungen auf den Plantagen. Auch und gerade in Europa, wo Chiquita damals rund 80 Prozent seiner Gewinne machte, drehte die Stimmung.

Mit dem Rücken zur Wand

"Wir standen mit dem Rücken zur Wand", sagte Jaksch. 1993 führte die EU ein Quotensystem für Bananenimporte ein, mit dem die Hersteller in den ehemaligen Kolonien Afrikas und der Karibik geschützt werden sollten. Dies und die Tatsache, dass mit Steve Warshaw damals ein Visionär an der Konzernspitze stand, habe den Ausschlag für die Neuorientierung gegeben.

Chiquita erarbeitete mit Regenwaldschützern Standards hinsichtlich Umwelt, Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit der Produktion. 1994 ließ Chiquita die ersten zwei Farmen von der Rainforest Alliance zertifizieren, einer amerikanischen Nichtregierungsorganisation. Der grüne Frosch, mit dem Bananen aus kontrolliertem Anbau gekennzeichnet werden, prangt inzwischen auf fast allen Chiquita-Produkten. Jaksch: "Unsere eigenen Farmen sind alle zertifiziert, und wir bemühen uns, dass auch unsere Vertragspartner in absehbarer Zeit alle nach denselben, strengen Standards arbeiten."

Produktivität gestiegen

Die Kosten für das CSR, die sich laut Jaksch auf einen zweistelligen Millionen-Dollar-Betrag summieren, würden neben dem nicht zu unterschätzenden Imagegewinn auch durch vermehrte Effizienz im Arbeitsablauf mehr als wettgemacht. Die Produktivität in den Bananenfarmen sei durch vermehrte Transparenz und bessere Sicherheitsvorkehrungen um zehn bis 20 Prozent gestiegen.

Dennoch schrieb der Konzern, der sich 2001 in Gläubigerschutz begeben musste, nach erfolgreicher Sanierung zuletzt wieder rote Zahlen. In der Bilanz 2006 hat Chiquita im operativen Geschäft einen Nettoverlust von 28 Mio. Dollar (20,9 Mio. Euro) ausgewiesen, nach einem Gewinn von 188 Mio. Dollar 2005. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.6.2007)