Über die Jahre hinweg zeigt die Geschichte der Beziehung von George W. Bush zum alten Kontinent leichte Aufhellungstendenzen. Gewiss, auf den europäischen Straßen geht es immer noch rund, wenn der US-Präsident wieder einmal hier auftaucht wie bei seiner magenstrapazierenden Parforcetour in den letzten Tagen. Aber die "neuen" Europäer wie die Tschechen und Albaner schwelgen ohnehin in dick aufgetragenem Proamerikanismus; und bei den "alten" sitzen jetzt mit Nicolas Sarkozy und Angela Merkel Führungsfiguren am Ruder, die mit Bush viel besser können als ihre Vorgänger.

Gemessen an den Aufwallungen der Zeit vor dem Irakkrieg, erwecken die transatlantischen Beziehungen heute einen geradezu abgeklärten Eindruck. Bei seiner Tour d'horizon über die anstehenden Weltprobleme wird nicht mehr gestritten, sondern staatsmännisch verantwortungsvoll konversiert: mit dem Papst über den Irak, mit Romano Prodi über Afghanistan, mit den Albanern über die Zukunft des Kosovo. Alles sehr konsensual und zivilisiert, trotz des einen oder anderen Fauxpas des Texaners (den Papst spricht man nicht mit "Yes Sir" an, sondern mit "Eure Heiligkeit"). Und Bush wirkt jetzt schon wie von einer herbstlichen Aura umflort, die das Ende seiner Amtszeit ankündigt.

Zur verfrühten Ausbildung dieser Aura - immerhin wird der Mann noch bis 2009 Präsident sein - hat beigetragen, dass in den USA der Wahlkampf für 2008 schon längst mit Volldampf läuft. Die Anwärter auf Bushs Nachkommenschaft feilen heftig an ihren außenpolitischen Programmen, und langsam wird es Zeit, sich der Analyse ihrer Vorstellungen zuzuwenden. Der republikanische Senator John McCain legt gegenüber dem Irak und Russland eine martialische Haltung an den Tag, gegen die Bush ein Waisenknabe ist; der Demokrat John Edwards verspricht, dass er sofort nach seiner Wahl die ganze Welt bereisen würde, um Bushs Fehler auszubügeln. Interessant, wie die Ära des Postbushianismus langsam Konturen annimmt. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.6.2007)