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Foto: APA/EPA/Villalobos
Paris/München (AP) - Schon wieder ein Wechsel in der Topetage des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS: Nach einem Streit über die Vertriebsstruktur ist Strategie- und Marketingchef Jean-Paul Gut gefeuert worden und erhält eine Abfindung von 2,8 Mip. Euro. Zum Nachfolger berief EADS - der auch die Kampfjets vom Typ "Eurofighter" hertellt - am Montag den Franzosen Marwan Lahoud, bisher Vorstandschef des Lenkwaffenherstellers MBDA.

Nach monatelangen Diskussionen mit den beiden EADS-Vorstandschefs Louis Gallois und Thomas Enders "über die strategische Integration, die ich für notwendig halte, um die kommenden Herausforderungen effektiv anzugehen", habe "EADS die Konsequenzen gezogen", erklärte der französische EADS-Generaldirektor Gut der Pariser Zeitung "Le Figaro" (Montagausgabe). Seine Forderung nach stärkerer Zentralisierung des Vertriebs wurde vom übrigen Vorstand abgelehnt. Über die Strategie von EADS habe es aber keine Auseinandersetzung gegeben, betonten EADS und Gut.

Der Konzern, der wegen Verzögerungen beim Bau des Großflugzeugs A380 und ungeplanter Zusatzkosten bei der Entwicklung des Langstreckenflugzeugs A350 in die roten Zahlen gerutscht ist, will sich stärker auf Kernkompetenzen beschränken, mehrere Werke an Zulieferer oder Investoren verkaufen und 10.000 Stellen abbauen.

Marwan Lahoud wird neuer Vorstand

EADS berief den 41-jährigen Marwan Lahoud mit sofortiger Wirkung zum neuen Vorstand für Strategie- und Marketing. Der Militäringenieur hatte für die französische Regierung, Areorspatiale-Matra und EADS gearbeitet und stand seit Anfang 2003 an der Spitze des europäischen Lenkwaffenhersteller MBDA - einem Gemeinschaftsunternehmen von EADS, BAE Systems und Finnmeccanica. Sein Nachfolger bei MBDA wird Antoine Bouvier, bisher Vorstandschef der EADS-Tochter Astrium Satellites. Diesen Posten übernimmt jetzt Evert Dudok, bisher Leiter von Astrium Space Transportation.

Nach dem Streit über die 8,5-Millionen-Euro-Abfindung für den ehemaligen Airbus- und EADS-Chef Noel Forgeard betonte EADS, Gut erhalte eine Abfindung in Höhe von zwei Jahresgehältern, exakt wie im Arbeitsvertrag vereinbart. Sein Vertrag lief noch bis 2010. Gut wies Berichte über einen goldenen Handschlag zurück und erklärte, nach 24 Dienstjahren bei EADS und den Vorgängerfirmen Matra und Aerospatiale-Matra erhalte er 24 Monatsgehälter, also 2,8 Mio. Euro. Er gehe jetzt, nachdem er vergangene Woche noch den Verkauf von 80 A350-Flugzeugen an Quatar Airways besiegelt habe. Nun werde er eine Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Europa, Nahost und Asien gründen.

Gut bleibe bis zum Ablauf der Kündigungsfrist am 1. Oktober noch Mitglied des Board of Directors der EADS. Das Unternehmen wolle "auch weiterhin auf die Kompetenz von Jean-Paul Gut zurückgreifen und erwartet, dass die Form einer weiteren Zusammenarbeit in naher Zukunft dargelegt werden kann", teilte EADS mit. (APA)