Wien - Der Wiener Polizei ist ein Schlag gegen die Organisierte Kriminalität gelungen. Nach rund einjährigen Ermittlungen konnten Beamte des Kriminalkommissariats Mitte eine 16-köpfige Bande aus Polen ausforschen. Die Verdächtigen sollen in großem Stil Autos geknackt und mit Drogen gedealt haben. Allein ein Bandenmitglied hat eigenen Angaben zufolge innerhalb von zwei Monaten 200 Autos aufgebrochen. Neun Personen sind in Haft.

Nach und nach wurde für die Beamten das Ausmaß der kriminellen Handlungen sichtbar. Im Rahmen einer Hausdurchsuchung fand man Amphetamine (Speed), Marihuana, Heroin und sogar Bargeld in einem Tiefkühlfach. Daraufhin wurden zwei Personen festgenommen und zwei weitere angezeigt. Einige Zeit danach entdeckten die Ermittler zwei "Drogenrouten" von Polen nach Österreich, auf denen zahlreiche Schmuggelfahrten abgewickelt wurden.

Verstärkte Kontrollen heimischer Zöllner am Grenzposten Drasenhofen führten schließlich dazu, dass ein Drogentransport abgefangen werden konnte. Die Dealer hatten Speed und Heroin im Autoreifen versteckt und mit Kaffee "gestreckt", damit die Spürhunde das Suchtgift nicht erschnüffeln. Der Straßenverkaufswert der sichergestellten Drogen betrug rund 70.000 Euro.

Es folgte die Observierung eines weiteren Verdächtigen. Als dieser von den Kriminalisten bei einem Autoeinbruch auf frischer Tat ertappt wurde, drehte er durch. Nur mit Mühe konnte der Mann dingfest gemacht werden, er widersetzte sich der Verhaftung vehement, verletzte dabei zwei Beamte, vier Warnschüsse wurden abgegeben.

Hausdurchsuchungen

Weitere Hausdurchsuchungen förderten ebenso Diebesgut aus aufgebrochenen Fahrzeugen zu Tage wie Drogen. Drei Bandenmitglieder wurden festgenommen, worauf einer über Herzschmerzen klagte und ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Als man ihm mitteilte, dass eine Operation unmittelbar bevorstehe, setzte eine "spontane Selbstheilung" ein, wie die Kriminalisten am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz nicht ganz ohne Ironie berichteten.

Wenig später konnte ein 17-jähriger, drogenabhängiger Pole ausgeforscht werden, der größtenteils in Wiener Innenstadtbezirken auf Diebestour war. Allein im Zeitraum von Dezember 2006 bis Jänner 2007 hat er nach eigenen Angaben etwa 200 Autos aufgebrochen, Navigationsgeräte, Laptops oder Autoradios gestohlen und damit einen Schaden von 175.000 Euro angerichtet. Der ganze Tatvorgang dauert dabei nur 30 Sekunden. Wenn so ein Profi einen Pkw knackt, dann sieht das für ungeschulte Augen so aus, als würde jemand ganz normal ein Auto aufsperren.

Im Zuge der Hausdurchsuchungen wurden knapp 1,4 Kilo Speed, je 200 Gramm Heroin und Kokain, Ecstasy, Marihuana und 3.500 Euro Bargeld sichergestellt. Zusätzlich wird der Tätergruppe der Verkauf von 20.000 Stück Ecstasy-Tabletten angelastet. Wie professionell die polnische Autoknackerbande vorging, beweist ein Fund der Ermittler in der Wohnung eines Verdächtigen. Dieser benötigte nämlich zur Abwicklung seiner "Geschäfte" insgesamt acht Mobiltelefone. (APA)