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Hamilton junior und Hamilton senior.

Foto: APA/EPA/Okten
Montreal - Ein 22-jähriger Brite hat die Formel 1 auf den Kopf gestellt. Rookie Lewis Hamilton führt nach seinem ersten Grand-Prix-Sieg am Sonntag in Kanada in der WM acht Punkte vor seinem McLaren-Mercedes-Teamkollegen Fernando Alonso. Sollte der Vorsprung des Engländers auf den spanischen Weltmeister kommende Woche beim Grand Prix der USA in Indianapolis weiter anwachsen, könnte sich McLaren-Teamchef Ron Dennis in weiterer Folge sogar die Frage nach seinem Einser-Piloten stellen müssen.

Dabei verdient Alonso bei McLaren ein Vielfaches von seinem jungen Teamkollegen, der in seinen ersten sechs WM-Läufen mit einem Sieg, vier zweiten und einem dritten Platz als erster Pilot der Geschichte immer auf das Podest gefahren war. Seit zehn Jahren ist Hamilton mit McLaren verbunden, als ihm Dennis einen Platz im Ausbildungssystem verschafft hatte. Zwar ist der Jungstar längerfristig an das Team gebunden, dennoch hatten nach dem Monaco-Grand-Prix erste Gerüchte über Verhandlungen mit Ferrari die Runde gemacht.

"König der Straße"

Englische Medien hatten Hamilton nach dem Start-Ziel-Sieg in Montreal schnell Vergleiche mit Golf-Superstar Tiger Woods oder Fußball-Hero David Beckham gezogen. "König der Straße und ein neuer britischer Held", titelte die "Times", "König Lewis, der Erste" die "Daily Mail". Vater und Manager Anthony Hamilton riet seinem Sohn allerdings, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben: "Wenn du beginnst, jemand zu sein, der du nicht bist, fällst du auf die Nase." Er selbst hatte einst mehrere Jobs gleichzeitig angenommen, um die Karriere seines talentierten Sprösslings zu ermöglichen.

Nun ist ebendieser bereits im ersten Formel-1-Jahr mitten im WM-Rennen. "Wenn er Alonso weiterhin so unter Druck setzen kann, dann ist er mein Titelfavorit", meinte etwa Österreichs dreifacher Weltmeister Niki Lauda. Der siebentplatzierte Alonso machte im Gegensatz zu Hamilton erstmals in dieser Saison ungewöhnlich viele Fehler. "Es war eine Lotterie. Mein Teamkollege hat davon profitiert, ich habe Pech gehabt", gab sich der Doppelweltmeister, der auch von einer Zehn-Sekunden-Strafe zurückgeworfen worden war, im Stallduell vorerst noch unberührt.

Todt: "Können uns da herausziehen"

Noch schlechter erging es dem wie Alonso zweifachen Saisonsieger Felipe Massa, der bei Rotlicht in einer Safety-Car-Phase auf die Strecke ging. Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen fuhr im Chaos-Grand-Prix zwar auf Rang fünf, dennoch fehlen den Italienern in der Konstrukteurs-WM bereits 28 Punkte auf McLaren. In der Fahrerwertung hat Massa als Dritter 15 Punkte Rückstand auf Leader Hamilton. "Es ist nicht das erste Mal, dass wir in so einer Situation sind", sagte Ferrari-Teamchef Jean Todt. "Wir können uns da selbst wieder herausziehen."

Luft verschafft hat sich dagegen der Österreicher Alexander Wurz mit Platz drei hinter BMW-Sauber-Pilot Nick Heidfeld und dem ersten Podestplatz für einen Toyota-betriebenen Williams. Dass er den dritten dritten Platz seiner Formel-1-Karriere ausgerechnet dort, wo er vor zehn Jahren sein Debüt in der Königsklasse gegeben hatte, herausfuhr, kommentierte der Niederösterreicher so: "Das ist ein bisschen kitschig, aber ich nehme es." Wohlwissend, dass er seine Chancen auf ein Williams-Renncockpit in der kommenden Saison deutlich erhöht haben dürfte.

Nichts zu holen für Red Bull

Wurz profitierte bei seinem Vorstoß vom 19. Startplatz allerdings vom chaotischen Rennverlauf. Durch eine Berührung mit einem Toro Rosso hatte der 33-Jährige früh seinen Heckflügel beschädigt. "Das hat mich viel Topspeed gekostet, aber am Ende habe ich um den Platz gekämpft", erklärte Wurz. Für Toro Rosso (Doppelausfall von Vitantonio Liuzzi und Scott Speed) lief es ebenso nicht nach Wunsch wie für Red Bull Racing. Das österreichisch-englische Team verlor David Coulthard durch einen Getriebeschaden. Der Australier Mark Webber verpasste als Neunter einen WM-Punkt knapp. (APA)