Foto: WMF
Frankfurt - Der deutsche Besteck-und Küchengeräteherstellers WMF kämpft einen Tag vor seiner Hauptversammlung mit einer zu guten Bilanz. Vertreter des Streubesitzes werfen dem Unternehmen vor, das hervorragende Geschäftsergebnis 2006 "schlechtgerechnet" zu haben, um damit den Aktienkurs zu drücken. Das berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am Wochenende.

Was ungewöhnlich klingt, könnte einen profanen Hintergrund haben: Wollten die beiden Haupteigentümer - die Schweizer Beteiligungsfirma Capvis (rund 52 Prozent) und der österreichischen Fiba Beteiligungs- und Anlage GmbH (37 Prozent) - den Streubesitz auskaufen, ist ein geringer Börsekurs natürlich von Vorteil, so das Blatt.

Verdreifachung des Ergebnis

"Wir sehen uns in unserer Einschätzung bestätigt, dass sich WMF zum Jahresende bewusst arm gerechnet hat", meinte beispielsweise Klaus Kränzle von GSC Research mit Blick auf die Zahlen zum ersten Quartal, in dem der Umsatz um 16 Prozent auf 191 Mio. Euro gesteigert und das betriebliche Ergebnis auf 20,5 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr beinahe verdreifacht wurde. Mit der Ebit-Marge von 10,7 Prozent im ersten Quartal liegt WMF schon beim Zweifachen der Renditekennzahl, die sich der Vorstand mittelfristig auf die Fahnen geschrieben hat.

Dabei sagte WMF-Chef Thorsten Klapproth noch Ende April bei der Bilanzpressekonferenz: "Zielsetzung bleibt bis 2008 ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von mindestens fünf Prozent bei einer Rendite, gemessen als Ebit, von ebenfalls fünf Prozent." Die tatsächlich schon im ersten Quartal erzielten Steigerungsraten sind umso bemerkenswerter, als das Geschäft von WMF traditionell zu Beginn des Jahres ziemlich schwach ist. Eine Ad-hoc-Mitteilung war der Erfolg dem Unternehmen aber nicht wert, schreibt die FAZ.

Mit Nachlässigkeit habe das wenig zu tun, meinte etwa Frank Fischer, Vorstand der Shareholder Value Management AG, zur Zeitung. Mit Manipulation schon eher, sagte er. Und: "Wir glauben, dass ein Abfindungsgutachten im Raum steht."

Auf den ersten Blick liegt das dem Bericht zufolge nicht auf der Hand, denn WMF hat noch 11 Prozent der Stammaktien im Streubesitz, ein Zwangsausschluss ist also nicht möglich. Aktionärsvertreter Fischer glaubt nun, dass die beiden Großaktionäre gemeinsame Sache machen: Die Fiba könnte einem Beherrschungsvertrag zustimmen, den Capvis schon beim Einstieg vor einem Jahr für wünschenswert erklärt hat. Später könnte WMF dann zerschlagen werden, und zwar unbehelligt von Streubesitzinteressen. Die österreichische Fiba, die mit der Wasseraufbereiterfirma BWT verbandelt ist, könnte an dem lukrativen Kaffeemaschinengeschäft von WMF interessiert sein, das jetzt schon Ebit-Margen von zwölf Prozent erziele. (APA)