Bild nicht mehr verfügbar.

Von einem der Minarette blieb nur dieser Sockel stehen.

Foto AP/Hameed Rasheed
Bagdad/New York/Washington - Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki hat der sunnitischen Extremisten-Organisation Al-Kaida und Anhängern des ehemaligen Machthabers Saddam Hussein vorgeworfen, den neuen Anschlag auf die Goldene Moschee in Samarra verübt zu haben. Zudem habe er alle Sicherheitsposten, die die Goldene Moschee bewachen sollten, festnehmen lassen. Zugleich rief Maliki die Iraker zum Zusammenhalt auf. Bei dem Anschlag sind Mittwoch früh zwei Minarette eingestürzt.

2006 hatte ein Anschlag auf die Goldene Moschee in Samarra eine Welle der Gewalt zwischen Mitgliedern der verschiedenen Religionsgruppen ausgelöst.

Damals wurde die Kuppel des Gebäudes zerstört. Extremisten von Sadrs Mehdi-Miliz rächten sich daraufhin an der sunnitischen Bevölkerung in der Hauptstadt Bagdad. Das Land rutschte an den Rand eines Bürgerkriegs. Bei der Explosion am Mittwoch wurden die beiden goldenen Minarette der Moschee getroffen.

Racheakte

Nach dem gestrigen Anschlag auf die Goldene Moschee in Samarra im Irak ist es offenbar zu Racheakten aufgebrachter Schiiten gekommen. In Bagdad und Umgebung gingen nach Angaben der Polizei mindestens vier sunnitische Moscheen in Flammen auf. Nördlich von Bagdad wurde ein Bombenanschlag auf einen schiitischen Schrein verübt.

Der Anschlag in Samarra hat die Sorge verstärkt, dass es im Irak erneut zur Eskalation der Gewalt zwischen den beiden islamischen Religionsgruppen kommen könnte. Vermutlich waren es sunnitische Aufständische, die am Mittwoch die beiden 30 Meter hohen Minarette der schiitischen Askariya-Moschee sprengten.

Verurteilung

Neben dem UNO-Sicherheitsrat, UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon und der EU verurteilte US-Präsident George W. Bush den Anschlag auf die große Moschee vom Mittwoch. Er sprach von einem Akt der Barbarei. Der Staatschef appellierte an alle Iraker, von Gewalt und Vergeltung Abstand zu nehmen.

Auf Bitten des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki hat die US-Armee nach den Worten Bushs eine Einheit nach Samarra geschickt, um die Moschee zu schützen sowie Ruhe und Ordnung in der Stadt aufrechtzuerhalten. Die USA seien bereit, beim Wiederaufbau zu helfen. Die Verantwortlichen für den Anschlag müssten gefunden und vor Gericht gestellt werden, sagte Bush.

Mandat verlängern

Der Weltsicherheitsrat will das Mandat für die von den USA geführten Koalitionstruppen im Irak erneut verlängern, wie in einer offiziellen Erklärung mitgeteilt wurde. Die Regierung in Bagdad hatte den Rat um die Zustimmung zum weiteren Verbleib der Truppen gebeten.

Eine Gruppe von Nichtregierungsorganisationen forderte allerdings das Mandat für den Irak-Einsatz zu beenden und warf dem UNO-Sicherheitsrat in einem Bericht "schockierende Stillschweigen" gegenüber den USA hinsichtlich Menschenrechtsverletzungen im Irak vor. "Kein Iraker ist vor willkürlicher Festnahme sicher (...) Die amerikanischen Streitkräfte haben eine große Zahl irakischer Gefangener misshandelt und gefoltert", heißt es in dem Text des Global Policy Forums (GPF) aus 30 NGOs.

Kritik an Sicherheitskräfte

In Washington kritisierte Generalmajor Martin Dempsey auf einer Pressekonferenz des Pentagon, dass der Aufbau der irakischen Sicherheitskräfte langsamer vonstatten gehe als erwartet. Jeder sechste Polizist, der von US-Truppen ausgebildet worden sei, sei getötet oder verletzt worden, desertiert oder einfach verschwunden, sagte Dempsey.

Unterdessen ist die Zustimmung der US-Bürger für ihren Präsidenten auf einem Rekordtief: Laut einer repräsentativen Umfrage bescheinigen derzeit nur noch 29 Prozent Bush eine gute Arbeit. (APA/AP/Reuters/AFP/dpa)