Gaza/Ramallah - Angesichts der Eskalation der Gewalt im Gaza-Streifen hat die Palästinenser-Organisation Fatah von Präsident Mahmoud Abbas den Rückzug ihrer Minister aus der Einheitsregierung mit der radikal-islamischen Hamas angekündigt. Nach einem Beschluss des Fatah-Zentralkomitees vom Dienstagabend sollen die Ressortchefs ihre Ämter zunächst ruhen lassen, bis eine Waffenruhe ausgehandelt sei.

Sollten die Kämpfe dann nicht vollständig eingestellt werden, werde sich die Fatah endgültig aus der Regierung zurückziehen, sagte der zur Fatah gehörende Regierungssprecher Nabil Abu Rudeineh (Rdeneh). In diesem Fall hätte die Einheitsregierung lediglich drei Monate gehalten.

Abbas könnte anschließend Hamas-Ministerpräsident Ismail Haniyeh entlassen und zunächst per Dekret allein regieren. Ein neues Kabinett müsste vom Parlament bestätigt werden, in dem die Hamas allerdings die Mehrheit hat. Eine weitere Möglichkeit wären vorgezogene Wahlen.

Außenminister: Ausland hat Mitschuld an Krise

Der palästinensische Außenminister Ziad Abu Amr hat der internationalen Gemeinschaft eine Mitschuld an den eskalierenden Kämpfen zwischen Hamas- und Fatah-Anhängern im Gaza-Streifen zugewiesen. Die Gefechte seien das Resultat internationaler Nachlässigkeit, sagte Abu Amr am Mittwoch auf einer Konferenz in Tokio und wies auf die katastrophale wirtschaftliche Lage in den Palästinensergebieten hin.

"Wenn man zwei Brüder in einen Käfig steckt und ihnen alles wegnimmt, was man zum Leben braucht, werden sie kämpfen", sagte er. Der Minister rief das Ausland auf, Finanzhilfe zu leisten. Sollte dies nicht geschehen, drohe eine Ausweitung der Kämpfe auch auf das Westjordanland. (APA)