Verletzt der ORF seinen Programmauftrag, wenn er "Mitten im Achten" Ende Juni stoppt? Er soll sich schließlich um Minderheiten kümmern. Was anderes waren die nur 80.000 treuen Fans? Aber man soll nicht mit dem Elend anderer Schabernack treiben, also zum Ernst der Lage.

Blenden wir ein paar Wochen zurück: Der wortgewaltige Programmdirektor Wolfgang Lorenz nannte "MiA2 Herzstück der ORF-Reform vom 10. April. Seinen Publikumsräten versprach er noch im Februar "persönliche Haftung" für "Mitten im Achten". Das sagt sich leicht: Er wird kaum die 6,5 Millionen Euro Projektkosten (laut ORF wird es nicht ganz so teuer) zahlen.

Nach STANDARD-Informationen trifft Lorenz (und Infodirektor Elmar Oberhauser) bisher noch nicht einmal das Marktanteilsziel des Stiftungsrates für den Vorabend. Nur ORF-General Alexander Wrabetz kann der Quotenflop im Vorabend schon ein Viertel seiner 15 Prozent Erfolgsprämie vom Jahresgehalt kosten. Andererseits: Er ist allein zeichnungs- und weisungsberechtigter Geschäftsführer.

A propos Verantwortung – bald hörte man auf dem Küniglberg, die vorige Geschäftsführung habe ihr "MiA" eingebrockt. Aber wer zwang das neue Management von Alexander Wrabetz und Programmdirektor Lorenz, das Projekt umzusetzen? Sollte dem General vielleicht zu denken geben, dass Lorenz das Problem offenbar noch immer nicht erkennt? Er beteuert, er sehe "noch immer keine Qualitätsunterschiede" zwischen der Sitcom und "Gute Zeiten" oder "Verliebt in Berlin".

Immerhin hat Wrabetz nun relativ rasch die Notbremse gezogen, um den gewaltigen Schaden für den Gesamt-ORF nicht weiter wachsen zu lassen. „Mitten im Achten“ war ein mutiger Versuch, grandios gescheitert, und nur noch notzuschlachten. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 14.6.2007)