Taschkent/Moskau - Die Justiz im autoritär regierten Usbekistan hat zum zweiten Mal innerhalb eines Monats eine prominente Regimekritikerin aus der Haft entlassen. Die zu zwölf Jahren verurteilte Ärztin Gulbachor Turajewa durfte nach einem Schuldbekenntnis das Gefängnis verlassen, wie usbekische Medien am Mittwoch berichteten. Die EU hatte Mitte Mai unter Hinweis auf positive Signale im Menschenrechtsdialog die wegen des Massakers in der Stadt Andischan 2005 verhängten Sanktionen gegen die usbekische Führung leicht gelockert. Anfang Mai war in dem zentralasiatischen Land bereits die Menschenrechtlerin Umida Nijasowa vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden.

Das Gericht in Andischan wandelte das Urteil gegen die vierfache Mutter Turajewa am Dienstag in eine Bewährungsstrafe um. Turajewa hatte ebenso wie Nijasowa an der Aufarbeitung des Massakers von Andischan mitgearbeitet, bei dem Regierungstruppen im Mai 2005 hunderte Demonstranten erschossen. Die Justiz hatte Turajewa beschuldigt, einen Anschlag auf die Staatsordnung geplant zu haben.

Die EU hatte nach Andischan Sanktionen verhängt und den Dialog mit Usbekistan eingefroren. Deutschland bemüht sich als EU-Ratsvorsitzender um eine Wiederannäherung an das bevölkerungsreichste Land Zentralasiens. Von einer Basis im Süden Usbekistans aus versorgt die Bundeswehr ihre Truppen im benachbarten Afghanistan.

Der EU-Außenministerrat verringerte im Mai die Zahl der Mitglieder der usbekischen Führung, die nicht in die EU einreisen dürfen, von zwölf auf acht. Die Maßnahme war unter den EU-Mitgliedern umstritten. Großbritannien und Schweden beispielsweise sahen noch keine wesentliche Verbesserung der Menschenrechtslage in Usbekistan. (APA/dpa)