Zwei Mitarbeitern des vor fünf Monaten in Istanbul ermordeten türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink drohen wegen "Herabwürdigung des Türkentums" Haftstrafen von bis zu drei Jahren. Entsprechende Strafanträge stellte die Anklage am Donnerstag, wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi berichtete.

Den beiden wird zur Last gelegt, als Schriftleiter beziehungsweise Mitinhaber der Wochenzeitung "Agos" einen von Dink geschriebenen Artikel veröffentlicht zu haben, in dem dieser die Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg als Völkermord bezeichnet hatte. Der von türkischen Nationalisten angefeindete Journalist war am 19. Jänner vor seiner Redaktion auf offener Straße erschossen worden.

Die Anklage gegen Arat Dink, Sohn des ermordeten "Agos"-Chefredakteurs, und den Zeitungsmitinhaber Serkis Seropyan beruht auf dem umstrittenen Strafrechtsparagrafen 301, der Verunglimpfung des Staates und Herabwürdigung des Türkentums unter Strafe stellt. Mit ihrer Forderung nach einer Abschaffung oder Abmilderung des Paragrafen hat sich die Europäische Union beim EU-Kandidaten Türkei bisher kein Verhör verschaffen können. (APA/dpa)