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Foto: APA/VISA Service Kreditkarten AG
Wien - Der verschärfte Wettbewerb und die EU-Forderung nach Entflechtung auf dem österreichischen Kreditkartenmarkt sorgt demnächst für Umwälzungen in der Branche. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, erweitern die Betreibergesellschaften ihr Angebot um (bisherige) Konkurrenzprodukte: Visa Austria will noch heuer Master- und Maestrokarten anbieten und dabei unter dem Markennamen "Card Complete" zum "Karten-Komplettanbieter" avancieren, kündigte der Chef der Visa Service Kreditkarten AG, Heimo Hackel, am Freitag im Gespräch mit der APA an.

Umgekehrt hat Hauptkonkurrent Europay (MasterCard/Maestro-Bankomatkarten) Anfang des Jahres beschlossen, eine Visa-Lizenz zu beantragen.

Bis Visa seinen Kunden "alle Kreditkarten aus einer Hand" anbieten kann, sind aber noch einige technische und juristische Hürden zu nehmen. "Im Moment sind die Lizenzaufträge im Laufen", so Hackel. Die bestehenden Visa-Karten können genauso weiterbenutzt werden wie bisher. Hinzu kommen den Angaben zufolge allerdings neue kartenübergreifende Serviceleistungen im Online-Bereich und im Bereich der Information.

Zwei Hauptgesellschaften

Unter dem Namen Visa sind in Österreich zwei Hauptgesellschaften aktiv - die Lizenzgesellschaft "Visa Austria", die 21 österreichische Banken als Mitglieder hat, bleibt in der jetzigen Form unverändert bestehen; die "Visa Service Kreditkarten AG" wird im Laufe des Jahres in "Card Complete AG" umbenannt. Visa Austria beauftragt dann Card Complete mit der operativen Abwicklung des Kartengeschäfts auf dem Markt.

Die Card Complete AG gehört zu 50,1 Prozent der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA), zu 25 Prozent der Raiffeisen Zentralbank (RZB) und zu 24,9 Prozent der AVZ. Neben Produkten von Visa werden von Card Complete in Zukunft auch andere Marken wie MasterCard oder Maestro vertrieben werden.

Der Name Card Complete stammt aus dem Hause Raiffeisen: Gesellschafter der bereits bestehenden "Card Complete Zahlungsverkehrssysteme GmbH" ist laut Firmenbuch zu 100 Prozent die Salvelinus Handels- und Beteiligungsgesellschaft m.b.H., die wiederum zur Gänze der RZB gehört. "Wir haben eine Firmenhülse gesucht, die wir verwenden können - da hat sich bei einem unserer Aktionäre die Card Complete angeboten, diese war am schnellsten verfügbar", meinte Hackel.

RZb und BA-CA am Mitbewerb beteiligt

RZB und BA-CA sind auch am Mitbewerber Europay beteiligt - ein Faktum, das bei der EU-Kommission auf heftige Kritik stößt. Denn an der Europay Austria, die auch für die Maestro (Bankomat)-Karte sowie die elektronische Geldbörse "Quick" zuständig ist, haben - über Beteiligungen - alle österreichischen Banken Anteile. Der BA-CA-Konzern hält 24,0 Prozent, der Raiffeisen-Sektor 12,8 Prozent, der BAWAG-P.S.K.-Konzern 20,7 Prozent, die Erste Bank & Sparkassen-Gruppe 20,5 Prozent, "Sonstige Geldinstitute" 13,7 Prozent und der Volksbank-Sektor 8,3 Prozent.

Auf Druck der EU müssen die Eigentümerverhältnisse bei Europay entflochten werden. Wie berichtet, will die BAWAG ihre 11 Prozent an dem Unternehmen angeblich an eine inländische Bank verkaufen und auch die BA-CA könnte ihren 24-Prozent-Anteil abgeben. Der Gesellschaftervertrag der Europay sieht vor, dass beim Verkauf eines Eigentümers ins Ausland dieser seine Anteile den anderen anbieten müsse. Erste Bank und Raiffeisen Zentralbank (RZB) könnten der BAWAG und der Bank Austria ihre Anteile abkaufen.

Die Visa Service Kreditkarten AG ist seit mehr als 23 Jahren als Partner der heimischen Banken und Unternehmen in Österreich aktiv und hat mittlerweile etwa 1 Million Kunden. Der Gesamtumsatz mit den von Visa Austria ausgegebenen Karten stieg um 9,1 Prozent auf 4,4 Mrd. Euro. Bei der Kreditkarte MasterCard stiegen die Umsätze im abgelaufenen Jahr um 9,8 Prozent auf 3,71 Mrd. Euro. Die Zahl der ausgegebenen Karten erhöhte sich um 1,6 Prozent auf 1,003 Millionen. (APA)