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Stepic: "Zweihundert Jahre Arbeit für meine Nachkommen."

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer
Danzig/Wien - Raiffeisen International (RI) rüstet zur weiteren Expansion in Russland und nach Zentralasien, wo man nach passenden Banken zum Kauf Ausschau hält. Geografisch endet in Zentralasien die Agenda für die börsenotierte Ostbankenholding der RZB. Asien ist ein Fall für die RI-Mutter RZB: Die Raiffeisen Zentralbank baut hier eine stärkere China-Präsenz auf. China ist der wichtigste Markt der Bank in Asien. "Jedes Jahr werden wir dort ein bis zwei Filialen und Repräsentanzen aufmachen", kündigte RZB-Vorstand Herbert Stepic am Freitag an.

In China, dem größten Wachstumsmarkt der Welt, ist die RZB seit 1995 vertreten. Neben einer Filiale in Peking gibt es eine Repräsentanz in Hongkong. 2006 wurde ein Bankbüro in Zhuhai in der südlichen Sonderwirtschaftszone Guangdong gegründet. Jetzt, 2007, steht eine Niederlassung in Xiamen an. Zur Firmenbetreuung soll die Präsenz in weiteren Sonderwirtschaftszonen ausgedehnt werden.

"In China bauen wir aus der RZB heraus auf, soweit es die chinesische Administration erlaubt", erläuterte Stepic. In diesen Markt müsse man langsam hineingehen. Eine schlagartige größere Präsenz wie in Ländern Osteuropas sei dort nicht machbar. China sei noch sehr restriktiv, was die Präsenz von Westbanken betrifft. Indien hingegen ist für die RZB überhaupt kein Thema. Der Subkontinent gehöre anderen, naheliegender Weise etwa den Briten, zur Expansion vor Ort.

UniCredit vor RZB

"Meine Mission als Raiffeisen International hört in Zentralasien auf", erläuterte Stepic als Boss der RI. In Zentral/Osteuropa ist Raiffeisen heute Nummer zwei hinter UniCredit. In 16 Märkten der CEE-Region lenkt Stepic Banken und Finanzfirmen mit mehr als 53.000 Mitarbeitern, die im Durchschnitt 31 Jahre alt sind. Die Expansion sei nicht zu Ende, sondern habe gerade erst begonnen. Nun gehe es weiter in die Tiefe. 600 neue Filialen sollen bis 2009 in den bestehenden Ost-Banken dazukommen, neues Privatkundengeschäft wie die Hypothekarkreditvergabe lockt. Stepic sieht in der Region Arbeit für 200 Jahre für seine Nachkommen.

Seit Donnerstag Abend ist Raiffeisen-International-Chef und RZB-Vorstand Herbert Stepic "European Manager of the Year 2007". Den Preis vergeben jährlich die Chefredakteure der EBP (European Business Press). Vor dem 60-jährigen "Ostpionier" der österreichischen Raiffeisengruppe wurde bereits Spitzenmanagern wie Ingvar Kamprad (Ikea), Jorma Ollila (Nokia) oder Bernd Pischetsrieder (damals BMW, VW) dieser prestigeträchtige Titel zuteil. Dem EBP gehören unter anderem die "Financial Times", das "Wall Street Journal Europe", das "Handelsblatt", "Les Echos" oder "Milano Finanza" und aus Österreich das Magazin "trend" an. Nahe dem polnischen Danzig hält die 58 Titel zählende Organisation bis zum Wochenende ihre Jahresversammlung ab.

Raiffeisen International interessiert sich seit vier bis fünf Jahren für Banken in Kasachstan sowie in einigen anderen ehemaligen zentralasiatischen Sowjetrepubliken, die Stepic die als "-stan-Staaten" zusammenfasst. In den nächsten Monaten zeichne sich kein Abschluss ab. Oft freilich tue sich über Nacht eine Chance auf, wie zuletzt bei der russischen Impexbank. Dass die rumänische Großsparkasse CEC bald einmal privatisiert wird, bezweifelt Raiffeisen sehr. RI ist laut Stepic ausreichend kapitalisiert. "Wenn ein ganz großer Happen kommt, können wir wieder an die Börse gehen". Den Umfang der aktiven Kriegskassa nennt Stepic nicht. Da könnte sich dann die Konkurrenz ausrechnen, wieviel er für bestimmte Objekte hinzublättern bereit sei. (APA)