Berlin - Manche PatientInnen hörten Volkslieder, andere Mozart oder Glenn Miller. In Wirklichkeit ist aber keine Musik vorhanden, sie halluzinieren. Das Journal Neurology präsentiert in seiner aktuellen Ausgabe Forschungsergebnisse, die diese Halluzinationen mit Verletzungen einer bestimmten Gehirnregion in Zusammenhang bringen. Verletzungen der so genannten dorsalen Brücke, eines Bereiches des Gehirnstammes, wurden erstmals mit zahlreichen Fällen von Musik-Halluzinationen in Verbindung gebracht. Derartige Verletzungen werden häufig durch einen Schlaganfall hervorgerufen, können aber auch auf Tumore, Gehirnhautentzündung oder Abszesse zurückzuführen sein. Die aktuelle Fallstudie der Berliner Universitätsklinik Charite berichtet von einem 57 jährigen Patienten, der unter Schwindel und einer Gefühllosigkeit auf der rechten Körperseite litt. Ein Gehirnscan ergab einen Abszess mit bakterieller Meningitis, der in der Folge mit Antibiotika behandelt wurde. Während der Behandlung begann der Patient Musik-Halluzinationen im rechten Ohr zu hören. "Erst nach einigen Stunden wurde dem Patienten bewusst, dass die Musik nicht von einer Feier auf dem nahegelegenen Schulhof stammen konnte," berichtet die Neurologin Eva Schielke. Der Patient erlebte vollwach seine Halluzinationen bewusst mit, die noch weitere fünf Wochen andauerten. Bislang wurden nur zehn weiteren Fälle von Musik-Halluzinationen veröffentlicht. Nur einem der Patienten war nicht bewusst, dass er halluzinierte. In den meisten Fällen war die gehörte Musik dem Halluzinierenden vertraut. (pte)