Kabul - Bei einem Luftangriff der US-geführten Streitkräfte auf eine Religionsschule in Afghanistan sind sieben Kinder getötet worden. Der Angriff galt US-Angaben vom Montag zufolge einem Unterschlupf der radikal-islamischen Organisation Al-Kaida an der Grenze zu Pakistan. Der Vorfall droht die anti-westliche Stimmung in dem Land zu schüren, die in jüngster Zeit wiederholt in gewaltsame Demonstrationen umgeschlagen ist.

Die US-Armee entschuldigte sich für den Tod der Kinder. "Wir bedauern, dass Unschuldige ihr Leben auf Grund der Feigheit der Kämpfer verloren haben", erklärte Armeesprecher Chris Belcher. Die Streitkräfte hätten die Schule in der südöstlichen Provinz Paktika einen Tag lang beobachtet und keine Hinweise darauf gewonnen, dass sich in der Schule Kinder aufhielten. Überlebende Schüler sagten demnach aus, sie seien tagsüber von Aufständischen in dem Gebäude festgehalten worden. Zu dem Schulzentrum gehört auch eine Moschee. Dies sei ein weiteres Beispiel dafür, dass Terroristen der Organisation Al Kaida Zivilisten und Moscheen nutzten, um sich in ihrem Schutz zu verbergen, sagte Belcher.

Es habe zuverlässige Informationen gegeben, dass Kämpfer der Terrororganisation in dem Gebäudekomplex, in dem neben einer Moschee auch eine Religionsschule war, Unterschlupf gefunden hätten. Daraufhin sei ein Luftangriff angeordnet worden. Bewohner hätten bestätigt, dass bei dem Angriff auch mehrere Al-Kaida-Kämpfer getötet worden seien. Zwei weitere seien festgenommen worden.

UNO kündigt Untersuchung an

Die UNO kündigte laut einer Sprecherin eine Untersuchung des Vorfalls an. Den lokalen Behörden zufolge gab es keine Informationen über den bevorstehenden Luftangriff. Erst Anfang Mai waren durch einen Angriff der US-Luftwaffe in der südlichen Provinz Helmand mehrere Dutzend Kinder und Frauen getötet und verletzt worden.

Die US-geführten Kräfte flogen den Angriff am Sonntag, der damit zu einem der Tage mit der höchsten Opferzahl seit dem Sturz der radikalen Taliban vor mehr als fünf Jahren wurde. Zudem wurden den Angaben vom Montag zufolge bei stundenlangen Gefechten in der Provinz Helmand Dutzende Aufständische erschossen. Drei Soldaten der US-geführten Truppen und ihr afghanischer Übersetzer kamen ums Leben, als ihr Fahrzeug nahe der südafghanischen Stadt Kandahar von einer Straßenbombe getroffen wurde.

Die neue EU-Polizeimission EUPOL in Afghanistan lässt sich unterdessen durch den schweren Anschlag vor dem Hauptquartier der afghanischen Polizei in der Hauptstadt Kabul mit 35 Toten nicht abschrecken. Die Kollegen fühlten sich eher bestärkt, sagte der deutsche EUPOL-Kommandant Friedrich Eichele am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Die Behörden in Kabul meldeten indes die Festnahme eines Verdächtigen im Zusammenhang mit dem verheerenden Selbstmordanschlag auf den Polizeibus vom Sonntag. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht mitgeteilt.

Ein ISAF-Soldat und drei afghanische Polizisten getötet

Bei Kämpfen in der südafghanischen Provinz Urusgan sind am Montag ein Soldat der Internationalen Schutztruppe ISAF und zwei afghanische Polizisten getötet worden. Drei weitere ausländische Soldaten wurden verwundet.

Auf Seiten der radikal-islamischen Kämpfer habe es eine große Zahl Toter gegeben, teilte die NATO-geführte ISAF mit. In dem Distrikt Chowreh gebe es seit drei Tagen Gefechte. Zur Nationalität des getöteten ausländischen Soldaten machte die ISAF wie üblich keine Angaben. In der Provinz sind viele Niederländer stationiert.

120 Zivilisten in vergangenen Wochen getötet

In den vergangenen Wochen wurden bei Angriffen von NATO- und US-geführten Truppen afghanischen Angaben zufolge mehr als 120 Zivilisten getötet. In den vergangenen eineinhalb Jahren sind mindestens 6.000 Menschen ums Leben gekommen, davon 1.500 Zivilisten. Afghanistans Präsident Hamid Karzai hat davor gewarnt, dass eine zunehmende Zahl von zivilen Opfern seine vom Westen gestützte Regierung gefährde. Die NATO hat größere Bemühungen zugesagt, zivile Opfer zu vermeiden. (APA/Reuters/dpa/AP)