Rom - Das Mailänder Gericht, vor dem sich 26 CIA-Agenten wegen der Entführung des ägyptischen Geistlichen Abu Omar verantworten müssen, hat am Montag den Prozess auf den 24. Oktober vertagt. Das Gericht will auf einen Beschluss des Verfassungsgerichts über einen Einspruch der italienischen Regierung warten.

Das Kabinett in Rom hatte zeitweise versucht, die europaweit erste Verhandlung wegen Abu Omars Entführung durch den US-Geheimdienst zu verhindern. Als Begründung hieß es, dabei könnten Staatsgeheimnisse zur Sprache kommen. Darüber steht auch noch ein Urteil des römischen Verfassungsgerichts aus. Die Vertagung des Prozesses gilt als erster Sieg der Verteidigung.

Im Prozess sind 26 CIA- Agenten sowie Mitarbeiter italienischer Geheimdienste angeklagt. Laut Staatsanwaltschaft haben die CIA-Männer im Februar 2003 Abu Omar, den ehemaligen Imam einer Moscheem, auf offener Straße in Mailand gekidnappt und über den deutschen US-Flughafen Ramstein nach Ägypten gebracht. Dort wurde er nach eigenen Aussagen schwer gefoltert und erst vor einigen Monaten endgültig frei gelassen.

Der auf mehrere Monate angelegte Prozess hatte vor zehn Tagen ohne die angeklagten Agenten begonnen. Washington lehnte ihr Erscheinen ab. Die Verteidigung hatte bereits im Vorfeld die Niederschlagung der Anklage verlangt, weil die CIA-Mitarbeiter diplomatische Immunität besäßen. Zum Prozessauftakt erklärten die Anwälte von Abu Omar, ihr Mandant werde in Ägypten weiterhin bedroht.

Attentäter beworben

Die dortigen Behörden würden ihm verbieten, sich öffentlich zu dem Fall zu äußern, zudem dürfe er das Land nicht verlassen. "Abu Omar ist bereit, vor dem Gericht in Mailand als Zeuge auszusagen, obwohl ihm in Italien die Festnahme droht", sagten sie. Italien hatte dem Ägypter seinerzeit vorgehalten, er habe Attentäter für den Irak angeworben.

Das Verfahren belastet auch die amerikanisch-italienischen Beziehungen, dennoch weigert sich Ministerpräsident Romano Prodi, die Auslieferung der angeklagten US-Bürger zu beantragen. US- Behörden hatten stets erklärt, der italienische Geheimdienst sei seinerzeit vor der Aktion informiert worden. (APA)