Nach Informationen der deutschen Nachrichtenagentur dpa liegt der Kaufpreis bei 115 Millionen Euro und damit deutlich unter den ursprünglich geforderten 160 Millionen. Für die Übertragungsrechte in Österreich wollen die UEFA und Sportfive rund 18 Millionen Euro. Der ORF ist allerdings nicht bereit, diese Summe zu bezahlen. ORF-Chef Alexander Wrabetz hatte angekündigt, "mit der UEFA so rasch wie möglich zu einer Lösung kommen" zu wollen. Das Schweizer Fernsehen hat die EURO-Verträge bereits im März unter Dach und Fach gebracht.
In Deutschland sind die TV-Rechte einer großen Sportveranstaltung noch nie so spät wie dieses Mal verkauft worden. Umso größer war die Erleichterung bei ARD und ZDF, die nun ihr "Monopol" für Fußball-Europameisterschaften fortsetzen können. "Ich freue mich, dass es nach zähem Ringen nun endlich gelungen ist, dieses großartige Sportereignis rechtzeitig und zu vertretbaren Konditionen zu sichern", kommentierte der ARD-Vorsitzende Fritz Raff. Ähnlich ZDF-Intendant Markus Schächter: "Die schwierigen Verhandlungen der vergangenen eineinhalb Jahre haben sich gelohnt: Heute ist es gelungen, das Fußball-Highlight des Jahres 2008 für das öffentlich-rechtliche Fernsehen zu vertretbaren Konditionen zu sichern."
27 Spiele live, vier Partien zeitversetzt
Die deutschen Fußball-Anhänger verpassen dank der nun erzielten Einigung keine wichtige Szene des Turniers. ARD und ZDF dürfen nämlich nicht nur 27 Spiele live übertragen, sondern die anderen vier Partien zeitversetzt zeigen. Dabei handelt es sich um die parallel ausgetragenen Begegnungen des jeweils letzten Gruppen-Spieltages. Das Auswahl-Recht, welche der Parallel-Spiele sie übertragen, liegt nach eigenen Angaben bei den öffentlich-rechtlichen Sendern.
Die Agentur Sportfive, die für den Europäischen Fußballverband UEFA verhandelt hat, kann die Rechte für die vier Partien noch an einen frei empfangbaren Sender verkaufen. Zudem ist noch die Vergabe der Pay-TV-Rechte für alle 31 Spiele möglich. Der Privatsender RTL äußerte in einer ersten Reaktion scharfe Kritik: "Mit diesem Deal hat das wahre Pay TV gesiegt. Wir hatten ein sehr attraktives Angebot hinterlegt und wären gerne wie zuletzt bei der WM Juniorpartner der Öffentlich-Rechtlichen gewesen", so ein RTL-Sprecher. "Doch deren vermeintlich sorgsamer Umgang mit Gebührengeldern hat sich wieder einmal als reine Farce erwiesen. ARD und ZDF haben wie so oft in der Vergangenheit eine Maßlosigkeit beim Sportrechteerwerb an den Tag gelegt, nicht ohne die nächste Gebührenerhöhung bereits angemeldet zu haben." Die von ARD und ZDF gezahlte Summe wollte RTL nicht zahlen, weil sie über Werbung nicht zu refinanzieren ist.
Teurer als WM 2006
Mit 4,25 Millionen Euro pro Spiel ist die EM im Vergleich teurer als die WM 2006 in Deutschland. Für die Übertragungsrechte von 48 Spielen hatten ARD und ZDF geschätzte 180 Millionen Euro gezahlt. Ursprünglich soll Sportfive 160 Millionen Euro gefordert haben, zuletzt noch 150 Millionen. Die EM-Rechte sind erstmals nicht direkt von der UEFA vergeben, sondern über eine Agentur verkauft worden. Die Einigung gelang gewissermaßen auf den letzten Drücker, denn bereits am Mittwoch gibt es ein Treffen aller TV-Sender, die von der EM berichten.
ORF verhandelt noch