Wo suchen und finden Jugendliche Orientierung? Diese Frage liegt dem aktuellen "kreuz und quer"-Themenabend zu Grunde. Nach dem Film "Mit Herz, Hand und Verstand" (22.35 Uhr) wird um 23 Uhr der im Jahr 2007 für einen Oscar nominierte Dokumentarfilm "Jesus Camp" gezeigt.

Inhalt lt. ORF-Ankündigung: "In Palästina lehrt man die Jugendlichen, wie sie mit Handgranaten umgehen sollen oder wie sie ein Maschinengewehr zu bedienen haben. Kein Wunder, dass diese Kinder bereit sind, für den Islam zu sterben. Ich möchte, dass unsere amerikanischen Kinder sich genauso für Jesus Christus einsetzen wie die anderen für den Islam", so die evangelikale Jugendpastorin Becky Fischer über ihre Vorstellung von religiöser Erziehung.

Der für den Oscar in der Sparte Dokumentarfilme nominierte Film von Heidi Ewing und Rachel Grady hat bei seinem Erscheinen 2006 in den USA für höchst kontroverse Diskussionen gesorgt. Unter Präsident George Bush hat die christliche Rechte in den Vereinigten Staaten enorm an Bedeutung gewonnen. Evangelikale Christen versuchen, wesentlich stärker auf die Bundespolitik Einfluss zu nehmen und die in der Verfassung festgeschriebene Trennung von Kirche und Staat zu unterwandern. So war es ein Sieg für die rechten Christen, dass eine liberale Verfassungsrichterin ihr Amt zurücklegen musste. Ihre Position wird jetzt durch den extrem konservativen Verfassungsrichter Samuel Alito bekleidet, für den der Kampf gegen die seiner Meinung nach viel zu liberalen Abtreibungsgesetze höchste Priorität besitzt. Evangelikale Christen haben auch erkämpft, dass die christliche Schöpfungslehre gleichberechtigt mit der Evolutionstheorie an den Schulen des US-Bundesstaates Kansas unterrichtet wird.

Becky Fischer, engagierte Jugendpastorin der "Christ Triumphant Church", einer Pfingstkirche, organisiert seit einigen Jahren religiöse Jugendkongresse und leitet auch das "Jesus Camp", ein evangelikales Sommerlager in Devil's Lake, North Dakota. Hier sollen Kinder und Jugendliche zu Soldaten in der "Armee Gottes" erzogen werden. Erziehung oder Indoktrination - die Frage stellt sich anhand der im Film gezeigten Szenen: Jugendliche legen öffentlich ein Bekenntnis ihrer vermeintlichen Sünden ab, bereuen tränenreich und fallen in religiöse Verzückung. Kinder verurteilen die Evolutionstheorie als naturwissenschaftliche Irrlehre und akzeptieren einzig und allein die christliche Schöpfungslehre, Jungendgruppen führen martialisch anmutende Tänze auf, um ihre Kampfkraft für die Sache des rechten Glaubens zu demonstrieren. Beklemmend auch die Szene, in der Präsident George W. Bush als Pappfigur auf die Bühne gebracht und von Pastorin Becky Fischer gesegnet wird, weil er sich stets für die Anliegen der Evangelikalen eingesetzt habe. Die Jugendlichen werden von radikalen Abtreibungsgegnern vereinnahmt und formieren sich zu Protestkundgebungen vor dem Weißen Haus, um ein totales Abtreibungsverbot zu erkämpfen." (red)