Wien – Der vorläufige Vorortprüfbericht der Nationalbank (OeNB) zur Kärntner Hypo Group Alpe Adria, zu dem die Bank bis zum 29. Juni Stellung nehmen wird, beschäftigt sich, wie der Standard berichtet hat, sehr kritisch mit der Eigenmittelaufbringung der Bank. Bei der Anrechenbarkeit von Kernkapital kam es laut Bericht zu "unterschiedlichen Auffassungen" zwischen Prüfern und Bank, wobei es um viel geht, weil "eine etwaige Nicht-Anrechnung dieses Kapitals zu Eigenmittelunterschreitungen in der Vergangenheit ... führen könnte". Die Bank hat inzwischen so zu sagen die Flucht nach vorn angetreten und die "in Frage stehenden Eigenmittelbestandteile zum Großteil umgeschuldet", sodass "ab diesem Zeitpunkt keine Bedenken der Prüfer bestehen."

Aktien auf Pump

Konkret geht es um sehr komplexe Konstruktionen, in denen die 2003 gegründete Hypo Leasing Holding (HLH) und die Hypo-Banktochter in Liechtenstein eine wesentliche Rolle spielen. Und Bankkredite an die Aktionäre.

Vereinfacht dargestellt hat die HLH ihr Kapital erhöht und dafür 750 Stück Vorzugsaktien begeben – gekauft haben elf Investoren (Privatstiftungen, Unternehmen und Privatpersonen) – die dafür allerdings Geld von der Hypo liehen: Sie nahmen Fremdwährungskredite auf, rund 89 Mio. Schweizer Franken; das brachte noch zusätzliches Arbitragegeschäft. Als Sicherheit dienten die (im Safe der Bank hinterlegten) Aktien.

45 Prozent der Emission wurden von vier Privatstiftungen und zwei Privatpersonen gezeichnet. Die Finanzierung lief über die Hypo-Banktochter Liechtenstein, bei der sechs der Investoren Kredite aufnahmen und sie an vier Stiftungen und Privatpersonen weitergaben. Die mäandernden Geldströme gingen von Österreich über die British Virgin Islands zurück nach Österreich, allerdings „fehlen“ auch den Prüfern wichtige "Informationen" (die Hypo- Liechtenstein beruft sich aufs rigorose Bankgeheimnis).

Das lasse die Vermutung zu, "dass diese Konstruktion nur gewählt wurde, um einen direkten Zusammenhang zwischen dem Kauf und der Finanzierung der Vorzugsaktie durch die Hypo Group Alpe Adria zu verschleiern." Bei 55 Mio. Euro aus der Kapitalerhöhung, zweifle man daher auch an "ob es sich aus wirtschaftlicher Sicht um Kernkapital handelt".

Allerdings, so schreiben die Prüfer weiter: "Diese Problematik der Eigenfinanzierung von Kernkapital stellt sich ... auch bei der Finanzierung der sonstigen Kreditnehmer." Die Kernfrage lautet, wer die sind – die OeNB muss kryptisch bleiben: "Bei diesen handelt es sich laut Auskunft des Vorstands der Hypo International um äußerst finanzkräftige Investoren, die auch über sonstige Vermögenswerte verfügen, welche jedoch nicht als Besicherung der gegenständlichen Kredite dienen." Akut ist das Problem aber nicht mehr, die Bank hat ja nun umgeschuldet. Aus Anhängen zum Prüfbericht geht hervor, dass sich die Bank in der Frage Eigenfinanzierung von Wirtschaftsprüfern beraten hat lassen, der HAA-Anwalt sah darin in einem Brief vom 16. Juni "keinen aktienrechtlichen Verstoß".

Wie der STANDARD aus wohlinformierten Bankkreisen hört, dürften unter den vorübergehenden Hypo-Kapitalgebern und Kreditnehmern auch kroatische Geschäftsleute sein, möglicherweise aus dem Umfeld des ex-jugoslawischen Generals Vladimir Zagorec, einen langjährigen Hypo-Kunden, dessen Auslieferung aus Österreich Kroatien beantragt hat.

Die Hypo-Stiftungsmodelle in Liechtenstein dürfte jedenfalls der Klagenfurter Steuerberater Hermann Gabriel abgehandelt haben. Er ist beispielsweise Chef der Wiener CEE Investholding AG, die zu 50 Prozent an der ProLoft Immobilienentwicklungs GmbH beteiligt ist. Die hat ihren Sitz an der Büroadresse Zagorec’ in der Wiener Wallnerstraße 2, genauso wie die Mercurius AG, der der Rest der CEE gehört. Zagorec selbst zieht sich übrigens zum Teil aus seinen österreichischen Unternehmen zurück: Die Beteiligung am Projektentwickler Timehouse über seine Aktor GmbH (Wallnerstraße 2) hat er jüngst verkauft. Gabriel war für den STANDARD nicht erreichbar. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.06.2007)