Es ist hoch an der Zeit, dass Flugzeugbauer, Turbinenhersteller und Fluglinien über treibstoffärmere Maschinen nachzudenken beginnen, wie jetzt bei der Luftfahrtmesse von Le Bourget angekündigt wurde. Denn wird nicht gegengesteuert, könnte der erfolgsverwöhnten Branche schnell der Wind ins Gesicht blasen. Eine Branche, die (Reise-)Träume verkauft, darf nicht zuwarten, bis die Nutzung ihres Produkts beim Kunden schlechtes Gewissen verursacht. Ohne Klimaschutzinitiativen wäre dies aber bald der Fall gewesen. Der Flugverkehr betont immer wieder, für "nur" zwei, sehr bald aber für drei Prozent der globalen Treibhausgase zu stehen. Das ist nicht wenig. Legt man diese Emissionen auf einzelne Passagiere um, wird schnell klar, wie relativ hoch der Anteil an den Treibhausgasen ist. Bei einem Flug zwischen Wien und Brüssel werden pro Passagier 400 Kilogramm CO2 emittiert. Fährt man diese Strecke mit der Bahn, werden rund 70 Prozent weniger Treibhausgase emittiert. Auch eine 14-stündige Autofahrt ist schadstoffärmer als ein einstündiger Flug.

In solchen Vergleichen will die Flugindustrie naturgemäß erst gar nicht stecken bleiben. An immer häufiger aufkommenden Forderungen – zumeist von Umweltschützern, aber immer öfter von Konsumenten –, das Fliegen doch auf ein Mindestmaß zu beschränken, kann der Branche nicht gelegen sein.

Druck in Richtung saubererer Technologien und sparsamerer Energienutzung kommt auch von der EU-Kommission. In dem Versuch, den sich dahinschleppenden EU-Emissionshandel mit zusätzlichen Branchen zu beleben, hat Brüssel bereits ein begehrliches Auge auf die Flugbranche geworfen. Ab 2013 werden Fluglinien ziemlich sicher in den Emissionshandel einbezogen. Also muss jetzt mit CO2-Sparen begonnen werden. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.06.2007)