Wiener Neustadt - Wegen versuchter Tötung auf Verlangen hat sich ein 17-Jähriger am Dienstag am Landesgericht Wiener Neustadt verantworten müssen. Der Jugendliche aus dem Bezirk Mödling soll in der Nacht auf den 24. März 2007 mehrmals versucht haben, seine Mutter umzubringen. Die an Depressionen leidende Frau habe Selbstmord begehen wollen, so die Anklage. Da sie sie aber nicht den Mut dazu hatte, habe sie ihren Sohn um Hilfe gebeten.

Die 44-Jährige hatte sich in die gefüllte Badewanne gelegt, während ihr Sohn den FI-Schalter durch Festkleben außer Betrieb gesetzt habe, lautet die Version der Staatsanwaltschaft. Anschließend soll er ein eingeschaltetes Radio ins Wasser geworfen haben. Als dies wirkungslos blieb - der Apparat lief weiter -, dürfte der 17-Jährige einen eingeschalteten Fön hineinfallen haben lassen. Als lediglich das Gerät kaputtging, versuchte es der Sohn mit einem zweiten Haartrockner.

Idee aus dem Film

Nachdem die Frau immer noch am Leben war, habe sie der Beschuldigte aufgefordert, sich vor die Badewanne zu knien. Anschließend sei er ihr mit gestrecktem Bein ins Genick gesprungen. Diese Idee sei ihm durch einen Film gekommen, wo diese Szene dargestellt wird. Die Frau erlitt dabei Verletzungen im Gesichts- und Nackenbereich, blieb jedoch bei Bewusstsein.

Danach sei der Angeklagte aus der Wohnung gegangen und habe die Mutter allein zurückgelassen. Einen Tag nach dem Vorfall habe die 44-Jährige ihrer Tochter von der Tat erzählt, diese verständigte Polizei und Rettung. Die 44-Jährige wurde in der Folge einer ärztlichen Behandlung zugeführt, der Jugendliche festgenommen.

"Selber draufkommen"

"Ich wollte sie nicht wirklich töten", sagte der Beschuldigte bei der Befragung durch den vorsitzenden Richter des Schöffensenats, Hubert Zak. Vielmehr hätte sie, während er das Radio in die Badewanne warf, "selber draufkommen sollen, dass das Leben lebenswert ist", sagte der Jugendliche. Erst bei dem Tritt habe er eine Tötungsabsicht gefasst, da die 44-Jährige ihn weiter aufgefordert habe, Elektrogeräte ins Wasser zu werfen.

"Hätte das funktioniert, dann hätte ich mich selbst gerichtet", so der Bursch. Er wäre dann eigenen Angaben zu Folge von einer Klippe gesprungen. Im Laufe der Befragung gab der Angeklagte an, dass er ohnedies nach der Tat vorgehabt hätte, sich umzubringen. "Mir ist einfach alles über den Kopf gestiegen, aber ich bin ja vorher verhaftet worden", meinte der 17-Jährige.

Unter Druck

Die versuchte Tötung seiner Mutter habe er "nicht aus Spaß gemacht, sondern weil ich unter Druck gestanden bin. Es tut mir Leid", gab sich der Beschuldigte einsichtig. "Ich hätte mich umdrehen und weggehen sollen." Er wies jedoch darauf hin, dass er bereits mehrere Tage vor der Tat unter den Aufforderungen seiner Mutter, ihn doch zu töten, gelitten habe. Sämtliche Versuche, ihr zu helfen, etwa durch Bitten einen Arzt aufzusuchen, seien gescheitert.

Erster Vorfall mit neun Jahren

Die Frau dürfte bereits seit längerer Zeit an Depressionen leiden. So schilderte Zak einen Vorfall, als die 44-Jährige den Angeklagten im Alter von neun Jahren bereits ein Mal aufgefordert habe, ihrem Leben ein Ende zu bereiten. "Sie hat mir ein Messer in die Hand gegeben, und gesagt, ich soll zustoßen", erklärte der Beschuldigte die Situation. Er sei damals davongelaufen.

Mutter bekräftigt Aussage

Die Aussagen des Burschen wurden von seiner Mutter untermauert. Sie habe es nicht mehr ausgehalten und ihren Sohn gebeten, sie umzubringen. "Schon die ganze Woche hab ich davon gesprochen." Die Versuche des 17-Jährigen, ihr Lebensmut zu geben, seien erfolglos gewesen. "Nein, ich will nicht mehr", so sei ihre Einstellung damals gewesen, bedingt durch die Krankheit.

Er habe unter ihr beziehungsweise der Krankheit im Laufe der Zeit sicher gelitten, sagte die Frau. Die 44-Jährige, die seit mehreren Jahren immer wieder in Behandlung stand und auch nun entsprechende medizinische Hilfe in Anspruch nimmt, habe ihren Sohn am Vortag der Tat "immer wenn ich ihn in der Wohnung gesehen habe" aufgefordert, dass er sie töte. "Er wollte mich abhalten", so die Frau, schließlich sei doch der Plan geschmiedet worden.

Die Frau bestätigte auch, dass sie den Beschuldigten bereits im Alter von neun Jahren das erste Mal aufgefordert hatte, ihrem Leben ein Ende zu bereiten. "Das ist die Krankheit", sagte die 44-Jährige. (APA)