"Stein, Beton, Ziegel und Asphalt sind extrem träge Speicher. Sie brauchen lange, bis sie sich aufgeheizt haben, doch dann strahlen sie ebenso lange die Wärme ab", erklärt Susanne Gosztonyi von Arsenalresearch in Wien. Die Architektin ist Mitglied der Abteilung "Nachhaltige Energiesysteme" und weiß über den "Hitzespeicher Wien" bestens Bescheid.
Kühlendes Glas
Die Straßen und Häuserfassaden der Bundeshauptstadt eignen sich optimal als energetische "Tankstellen". Ganz im Gegensatz zu Glas, Aluminium oder Eisen. Sie sind keine guten Wärmeleiter, passen sich der Umgebungstemperatur sehr schnell an - soll heißen: In Hitzeperioden heizen sich diese Materialien zwar schnell auf, kühlen aber auch rasch wieder ab.
Darum mag es auch nicht verwundern, dass die beiden Messstationen Hohe Warte und Wien-Innere Stadt stets unterschiedliche Gradanzahlen aufweisen. Denn je weiter man die zwiebelförmig angeordnete Metropole stadtauswärts wandert, desto lichter und luftiger wird es.
In den Außenbezirken, wo die Gassen nicht mehr so eng sind, der Verkehr seltener stockt und das Angebot an öffentlichen Erholungsräumen - von der Grünoase bis zu der akut vom Aussterben bedrohten "Gstettn" - deutlich größer ist, büßen Beton, Asphalt und Stein einen Gutteil ihrer schweißtreibenden Macht ein.