Wien - Einmal noch einen Blick auf die ganze Pracht werfen. Die Frau mit der Tätowiernadel lobt erst sich und dann ihr Gegenüber: "Andere brauchen dafür Jahre." Das Tattoo bedeckt den Oberkörper des finster blickenden Mannes. Was sie nicht weiß: Die Körperbemalung folgt einem Zweck. Gefängnisausbrecher Michael Scofield (Wentworth Miller) will sich ein Bild machen.
Unschuldig verurteilt
Mehr wird hier nicht verraten. Zu schade wäre es, auch nur einen der unzähligen Spannungsbögen aus "Prison Break" zu zerstören.
Ein Jahr nach der Erstausstrahlung bei Fox zeigt RTL ab Donnerstag vorerst die ersten 22 Folgen. Bauingenieur Scofield muss wegen eines Bankraubs hinter Gitter. Den Überfall hat er inszeniert, um seinen Bruder zu befreien. Lincoln Burrows (Dominic Purcell) sitzt unschuldig in der Todeszelle.
Erfolg in den USA
In den USA wollten das bis zu neun Millionen sehen. Dabei hatte die Serie einen ganz schlechten Start: "Prison Break"-Erfinder Paul Scheuring fand lange keinen TV-Sender. Erst nach Erfolgen von Fortsetzungsserien wie "Lost" und "24" griff Fox zu.
In "Prison Break" feiern die Gefängnisinsassen ihre männliche Kraft. Während Agent Jack Bauer in "24" ständig telefonierte, gehen hier die Körperertüchtiger ans Werk. Ständig werden Hanteln gestemmt, Liegestütze gemacht. Entsprechend reduziert hält sich das Weltbild: Es gibt gute und böse Gefängnisinsassen und dazwischen - auch für Zuschauer angenehm - genau nichts. Oder anders: Räume für die Konflikte, die Scofield zur Durchführung seines Plans durchleben muss. Weil Staat und Justiz nicht mehr Recht und Ordnung gewährleisten, muss es eben der Rächer Scofield richten.
Kleines bisschen chauvinistisch
Trotz dieses Testosteron-Überschusses bleiben die Kraftpakete seltsam keusch. Und so ist "Prison Break" nur ein kleines bisschen chauvinistisch, nämlich in der Auswahl weiblicher Bösewichte. Trickreiche Wendungen helfen über allzu simpel gezeichnete Charaktere hinweg.