Netzpolitik
Braune Domains und schwarze Aufregung?
In einem medialen Schnellschuss der JVP wurde die Firma ICAN für .at-Registrierungen verantwortlich gemacht
Die Junge ÖVP griff das in den vergangenen Wochen durch rechtsextreme Übergriffe in Deutschland aufgekommene Thema um Domain-Registrierungen in Zusammenhang mit Begriffen wie "Hitler" auf, um "mit großer Überraschung" festzustellen, dass es auch .at-Domains dieser Art gibt. So befindet sich auf der Seite www.hitler.at sogar ein Link zum Online-Buchhändler Amazon, der gleich das Suchergebnis zum Stichwort liefert. Reserviert ist die Domain auf die deutsche Firma "Mediaforum GmbH". Eine weitere von der JVP zitierte Domain ist www.waffenss.at - diese ist auf einen Amerikaner registriert.Schnellschuss?
In einer Aussendung der JVP wird "
ICAN
" aufgerufen, sensibler mit den Registrierungen umzugehen (gemeint war wohl die
ICANN
, die aber keine Registrierungen durchführt, sondern für das Aushandeln neuer Top-Level-Domains und ähnliches zuständig ist). Weiters wurde als Vermieter und Eigentümer der Domains die österreichische Firma
ICAN
bezeichnet, die durch die Satireseite
dieklone.at
und Klagen aus dem Hause der Kronenzeigung bekannt geworden ist. Geschäftsführer der ICAN ist übrigens Nikolaus Formanek, selbst ÖVP-Mitglied, der als Betreiber von dieklone.at vergangenen Montag Gast im derStandard.at-Chat (Chat- Protokoll) war.
"Die Firma ICAN wird sich überlegen müssen, ob sie nicht bei der Vergabe von Internet-Adressen vorsichtiger vorgehen sollte", heißt es in der Aussendung. Auf Nachfrage des WebStandards hieß es, es sei selbstverständlich eine Verwechslung. "Ich weiß auch nicht, wie das in die endgültige Aussendung gelangte", sagte JVP-Pressereferent Gerhard Loub. Wenige Minuten nach dem Telefonat sendete die JVP eine korrigierte Meldung aus, in der ICAN durch NIC ersetzt wurde. *.at-Domains werden vom
NIC.at
registriert. (red)