Übernimmt mit 1. Juli die Standard-Chefredaktion: Dr.in Alexandra Föderl-Schmid, 36
Foto: Matthias Cremer
Wien - Die Tageszeitung "Der Standard" hat seit 1. Juli eine Chefredakteurin: Mit Alexandra Föderl-Schmid übernimmt eine von wenigen Frauen die Chefredaktion einer Tageszeitung - ihr Vorgänger Gerfried Sperl, der heuer mit dem Kurt-Vorhofer-Preis ausgezeichnet wurde, hat sich mit 30. Juni in den Ruhestand verabschiedet. "Mehr Qualität und der Blick über die Grenzen Österreichs hinaus" sind Schlagworte, die sich die neue Chefredakteurin auf ihre Fahnen geschrieben hat.

Neues "Crossover"

"Grenzerfahrungen" mit den östlichen Nachbarn, die in der hiesigen Berichterstattung oft zu kurz kommen, will Föderl-Schmid ins Scheinwerferlicht bringen. Bereits seit einigen Wochen können die "Standard"-LeserInnen daher jeden Dienstag auf der zusätzlichen Seite "Crossover" erfahren, was sich in Brünn, Bratislava oder Budapest in punkto Kultur, Szene und Alltag so tut. "Crossover" ist thematisch der Chronik zugeordnet, geleitet wird das Ganze vom Außenpolitikredakteur Josef Kirchengast.

Optischer Neuanstrich

Als "politisches, literarisches und künstlerisch anspruchsvolles Segelschiff" will die designierte Chefredakteurin die Samstagsbeilage Album stärken, für die künftig ein Team von drei Journalistinnen/Journalisten zuständig sein wird. Auch optisch soll der "Standard" einen Neuanstrich erhalten - genaueres wollte Föderl-Schmid aber nicht verraten: "Wir werden am Design etwas verändern, wann und wie, das werden wir sehen."

Steigern will Föderl naturgemäß die Verkaufsauflage des "Standard" - diese lag zuletzt bei 74.857 Stück. Genaue Ziele wollte sie aber nicht festmachen. Dazu bedürfe es erst einmal einer Genesung der Messmethoden, ÖAK und Mediaanalyse, denen Föderl eine durch die Tageszeitung "Österreich" ausgelöste "Identitätskrise" bescheinigt. Über einen Austritt aus der ÖAK, wie ihn die Mediaprint unlängst vollzogen hat, denke der "Standard" aber nicht nach. Unberührt sieht Föderl ihre Zeitung vom geplanten Verkauf des Süddeutschen Verlages, der mit rund 49 Prozent am "Standard" beteiligt ist: "Das tangiert uns hier vorerst nicht."

Keine "Vorzeigefrau"

Die 36-jährige Oberösterreicherin ist nun eine von wenigen Frauen an der Spitze einer Zeitung. Sie wehrt sich aber dagegen, in die Rolle einer "Vorzeigefrau" gedrängt zu werden - "das will ich nicht sein", betonte sie. Weshalb so wenig Frauen in den Führungsetagen der heimischen Printmedien zu finden sind, konnte Föderl nicht beantworten, meinte aber: "Erst wenn es keine Neuigkeit mehr ist, dass eine Frau zur Chefredakteurin wird, sind wir da, wo wir sein sollten."

Vita und Karriere

Föderl wurde 1971 im oberösterreichischen Haslach geboren. Bereits während ihres Publizistikstudiums begann sie im Jahr 1990 für den "Standard" zu arbeiten. Immer wieder zog es Föderl ins Ausland, die längste Zeit arbeitete sie als Deutschland-Korrespondentin für den "Standard". Auch heute noch pendelt sie fast jedes Wochenende nach Berlin, wo ihr Mann Markus Föderl-Höbenreich, Chefredakteur beim Nachrichtensender n-tv, lebt. Zuletzt war Föderl Leiterin des Wirtschaftsressorts. (APA)