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Foto: AP/May
Wien - Die Raiffeisen Investment AG (RIAG), in der RZB-Gruppe für das Investment Banking zuständig, und die US-amerikanische Investmentbank Lazard werden in Zukunft bei Fusionen und Übernahmen in Zentral- und Osteuropa sowie Russland und der Türkei gemeinsam beraten. Ein entsprechendes Kooperationsabkommen wurde heute, Dienstag, von RZB-Chef Walter Rothensteiner und Lazard-Präsident Charles G. Ward in Wien unterzeichnet.

Beide Teile wollen mit der Zusammenarbeit am schnell wachsenden Markt der Mergers & Acquisitions (M&A) in dieser Region profitieren. Lazard-Deutschland-Chef Ernst Fassbender erwartet sich aus der Kooperation mittelfristig einen zweistelligen Millionen-Betrag an Gebühren.

Grenzüberschreitende Transaktionen

Die Vereinbarung bezieht sich nicht nur M&A-Aktivitäten in der Region selbst, sondern gilt vor allem auch für grenzüberschreitende Transaktionen, die zwischen Russland, Osteuropa und der westlichen Welt abgewickelt werden. Für die gemeinsamen Mandate wurde ein Schwellenwert von 200 Millionen Dollar (149 Mio. Euro) vereinbart, kleinere Transaktionen sollen auch in Zukunft alleine beraten werden können. Ausgenommen sind Tschechien und Polen, wo Lazard und die RIAG bereits eigenständig aktiv sind.

Beide Partner ziehen Vorteile aus der Kooperation, so RZB-Chef Rothensteiner, für Lazard bedeute sie den Eintritt in den osteuropäischen Markt, für Raiffeisen den Zugang zu neuen Kundengruppen. Sei man bisher auf den mittelständischen Markt beschränkt gewesen, könne nun mit Lazard effektiv in der höchsten Liga mitgespielt werden. Ernst Fassbender, Vorstandsmitglied von Lazard Deutschland, bezeichnete die Partnerschaft mit der RIAG als "Traum-Kombination". Beide Investmentbanken würden sich regional sehr gut ergänzen und einen umfassenden Zugang zu den jeweiligen Märkten anbieten. Auch die Unternehmenskulturen - die Zusammenarbeit erfolgt vor allem auf europäischer Ebene - würden perfekt zusammen passen.

Russland und Ukraine

2006 erwirtschaftete Lazard im Geschäftsbereich Finanzberatung rund 1 Mrd. Dollar an Erlösen, die etwa zur Hälfte auf Europa und die USA entfielen. Weitere 500 Mio. Dollar wurden in der Vermögensverwaltung erzielt. Das Hauptaugenmerk der Kooperation mit Raiffeisen gilt Russland und der Ukraine. In Russland werden laut Fassbender die gesamten Beratungserlöse für M&A-Aktivitäten mittelfristig signifikant ansteigen und ebenfalls auf 500 Mio. Dollar anwachsen. Die meisten russischen Unternehmen würden sich noch scheuen, westliche Firmen zu übernehmen. Raiffeisen habe Zugang zu diesen Firmen, das sei für neues Geschäft lebenswichtig. "Unser gemeinsames Ziel ist es, dort Marktführer zu werden", so Fassbender.

Lazard beschätige derzeit 650, die Raiffeisen-Gruppe 100 Investment-Professionals, so RIAG-Vorstandsmitglied Martin Schwedler. 2006 habe sich das M&A-Transaktionsvolumen in Osteuropa auf 170 Mrd. Dollar belaufen, davon entfielen 111 alleine auf Russland. Top-Investoren in der Region sind die USA, Großbritannien, Deutschland aber auch Österreich. Schwedler erwartet, dass in Zukunft die Ost-West-Geschäfte gegenüber den West-Ost-Geschäften dominieren werden.

Komitee

Die Führung der gemeinsamen Geschäfte erfolgt über eine Komitee (Joint Cooperation Commitee, JCC), in dem jeweils vier Vertreter der beiden Investmentbanken vertreten sind.

Die US-Investmentbank wurde 1848 gegründet und zählt zu den weltweit angesehensten Investmentbanken und Asset Management-Gesellschaften. Das Unternehmen ist in Nordamerika, Europa, Asien, Australien und Südamerika in 16 Ländern und 29 Finanzzentren vertreten. Es werden 2.200 Mitarbeiter beschäftigt.

Raiffeisen Investment AG ist eine 100prozentige Tochter der Raiffeisen Centrobank, die ihrerseits eine 100prozentige Tochter der RZB ist. Die RIAG erzielte 2006 bei Umsatzerlösen von 16,6 Mio. Euro - davon wurden 15,1 Mio. im Ausland erzielt - einen Jahresgewinn von 5,1 Mio. Euro. Es wurden 34 Angestellte beschäftigt.(APA)