Moskau - Russland will seinen fünfprozentigen Anteil an dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS möglicherweise noch in diesem Jahr abstoßen. Die zweitgrößte russische Geschäftsbank VTB wolle das Aktienpaket verkaufen, wenn die Erlöse über dem im vorigen Jahr bezahlten Kaufpreis von einer Milliarde Euro liegen, sagte ihr Vizepräsident Nikolai Zechomski nach Angaben der Finanznachrichtenagentur AK&M in Moskau. Das Geldinstitut bezeichnete die Verkaufspläne als rein geschäftliche und nicht als strategische Entscheidung. Ziel sei es, Gewinn zu machen. Der Kurs der Aktie lag am Mittwoch bei über 24 Euro, bei dem Ankauf im vorigen Jahr bei etwa 20 Euro.

Je nach Marktlage könne das Paket auch in Teilen verkauft werden, hatte Zechomski am Dienstag gesagt. Russland hatte sich im vorigen Jahr mit 5,02 Prozent an EADS beteiligt, ohne mitreden zu können. Präsident Wladimir Putin hatte in der Vergangenheit immer wieder erfolglos Anspruch auf ein Mitspracherecht in dem von deutschen und französischen Aktionären bestimmten Konzern angemeldet. Dabei ging es den Russen vor allem darum, bei der Organisation des Unternehmens Einfluss auszuüben. Das Unternehmen müsse eine marktwirtschaftliche Struktur haben - "also keine, in der alles Jahre im Voraus vom Staat geregelt wird", hatte Putin im Oktober 2006 gesagt.

Grenzen bei Beteiligungen

Die deutsch-französische Konzernführung lehnte ein Mitspracherecht der Russen ab mit dem Appell, Grenzen bei den Beteiligungen zu akzeptieren. Kurz vor dem G8-Gipfel in Heiligendamm Anfang Juni hatte Putin erneut für russische Investitionen in Europa geworben. "Bei EADS würde eine Zusammenarbeit Arbeitsplätze retten. Gerade im Bereich der Flugzeugindustrie haben wir etwas anzubieten. Aber wenn die Europäer uns nicht wollen, finden wir eben andere Partner", sagte Putin in einem Interview mit Journalisten der G8-Staaten.

EADS hält seinerseits zehn Prozent der Anteile am größten russischen privaten Rüstungskonzern Irkut (Irkutsk/Sibirien) und hat seit März 2006 einen Sitz im Irkut-Aufsichtsrat. 2010 soll ein Joint Venture zwischen EADS und Irkut zum Umbau von Passagiermaschinen der Familie A320 in Transportflugzeuge die Arbeit aufnehmen. (APA/dpa)