Montevideo - Uruguay hat am Dienstag der Opfer der Militärdiktatur im Land gedacht. Der "Tag des nie mehr" solle als symbolisches Datum "die Wiederversöhnung und die Wiederbegegnung aller Uruguayer vorantreiben", sagte Präsident Tabaré Vázquez bei der zentralen Feier. Die offenen Wunden der Militärdiktatur sollten geheilt werden, betonte der linksgerichtete Staatsschef. Die Gedenkfeier fand eine breite politische Unterstützung, aber auch Kritiker im gesamten politischen Spektrum. Während auch Vertreter der konservativen Opposition an der Gedenkfeier teilnahmen, erschienen die rechtsgerichteten Ex-Präsidenten Julio Sanguinetti, Luis Lacalle und Jorge Battle nicht.

Schlagstöcke gegen Demonstranten

Auch einige linke Parteien der Regierungskoalition, Menschenrechtsgruppen und die Organisation der Angehörigen der Verhafteten und Verschwundenen der Diktatur wandten sich gegen den Gedenktag. Der "Tag des nie mehr" drohe, einen Schlussstrich unter die Aufarbeitung der Verbrechen zu ziehen. Etwa tausend Menschen zogen friedlich vom Denkmal für die Verschwundenen zu einem Stützpunkt des Militärs. Bei Protesten von radikalen Gegnern des Gedenktages kam es zu Ausschreitungen. Nachdem etwa 50 Demonstranten auf einer Straße im Zentrum Montevideos Reifen angezündet hatten, schritt die Polizei ein und ging mit Schlagstöcken gegen die Protestierenden vor.

In Uruguay war 1986 ein Amnestiegesetz für Verbrechen erlassen worden, die Angehörige von Armee und Polizei während der Militärdiktatur begingen. Das Gesetz wurde 1989 per Volksentscheid ratifiziert und verhinderte bisher die strafrechtliche Verfolgung der Schuldigen. Die Regierung des im März 2005 angetretenen Sozialisten Vázquez legte das Amnestiegesetz jedoch neu aus und ordnete in einigen Fällen gerichtliche Untersuchungen an. Kritiker fordern die vollständige Abschaffung des Amnestiegesetzes. Während der Militärdiktatur, die von 1973 bis 1985 in Uruguay herrschte, verschwanden etwa 200 Regimegegner. Ihre Spur verliert sich meist im Nachbarland Argentinien, wo das Militär von 1976 bis 1983 herrschte. (APA)