Am 1. Dezember 2005 erhöhte die EZB zum ersten Mal nach einer fünfjährigen Pause die Leitzinsen. Der für die Refinanzierung der Geschäftsbanken maßgebliche Schlüsselzins stieg um 25 Basispunkte auf 2,25 Prozent. Seit damals ging’ s flott dahin: Achtmal hat die Europäische Zentralbank seither die Zinsschraube angezogen. Weil es der Wirtschaft in Europa recht gut geht, wurden die Leitzinsen der Euro-Zone am 6. Juni mit der bislang letzten Erhöhung von 3,75 auf vier Prozent und damit auf das höchste Niveau seit August 2001 erhöht. Dass mit der Zinserhöhung die Kauflaune gedämpft wird, ist durchaus beabsichtigt: Damit will man eine mögliche Inflationsgefahr gar nicht erst aufkommen lassen. Die Banken geben die höheren Zinsen, wenn nicht gleich, dann doch mit der Zeit, an ihre Kunden weiter.

Kredite werden teurer

Mit der Erhöhung der Leitzinsen steigen auch die Kreditzinsen – Geld ausleihen wird damit teurer. Wer aber über eine gute Bonität mit vielen für die Bank interessanten Sicherheiten verfügt, bezahlt weniger Zinsen. Denn alle Banken arbeiten inzwischen nach dem Basel-II-Standard, bei dem die Bonität eines Kunden individuell nach einem Punktesystem berechnet wird. Die Zahlen in der Tabelle sind Richtwerte eines Österreichers mit durchschnittlichem Einkommen und durchschnittlicher Bonität. Allerdings eröffnen sich dadurch aber auch interessante Möglichkeiten, denn wer bei seinem Geldinstitut schon länger Kunde ist und über eine gute Bonität verfügt sowie sich der Bank gegenüber so transparent wie möglich zeigt, sollte von den Richtwerten noch den einen oder anderen Abschlag heraus verhandeln können.

Feilschen Sie also, was das Zeug hält – es geht schließlich um Ihr Geld! Und allen, die verführt von der Werbung meinen, mit einem einzigen Weg zur Bank brächte man die Kreditsumme gleich im Köfferchen mit nach Hause, sei gesagt: Schnell geht kein Kredit. Erst müssen ein Antrag und ein Profil erstellt, Einkommensnachweise und Sicherheiten erbracht werden und dann muss das ganze Konvolut noch durch den Kreditausschuss der Bank – und das kann im Extremfall schon mal drei Wochen dauern. Mit einer Woche muss man in jedem Fall allein wegen der diversen Formalitäten rechnen.

Weil die Zinsen eines Konsumkredits also schon recht hoch sind, sollte nur der einen Kredit aufnehmen, der ihn wirklich braucht, denn, wie die Tabelle zeigt, sind die Zeiten „billigen“ Geldes vorerst einmal vorüber.

Bei den meisten Banken gibt es Konsumkredite ab 7,2 Prozent aufwärts (Sonderaktionen mit "Lockzinsen" für ein paar Monate ausgenommen) , doch Achtung: Diese Zinsen sind variabel – ändern sich also mit der jeweils aktuellen Zinslandschaft. Steigen die Zinsen weiter, steigt auch die Belastung. Ein weiterer Wermutstropfen zeichnet sich für Kreditnehmer am Horizont bereits ab: Die meisten Volkswirte rechnen nämlich noch mit zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr – bisher war man von bloß einer ausgegangen. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) geht in einer neuen Prognose davon aus, dass die Leitzinsen im laufenden Jahr sogar auf 4,5 Prozent steigen könnten – eine Erholung an der Zinsfront ist also nicht in Sicht. (Reinhard Krémer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.06.2007)