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Foto: AP/Meyer
Wien - Wenngleich Österreichs Unternehmen noch immer sehr kreditlastig sind, finden sie auch zunehmend Gefallen an einer Finanzierung über die Börse. Bei einer gesamten Außenfinanzierung von 19,8 Mrd. Euro wurde 2006 mit 10,4 Mrd. Euro mehr als die Hälfte über die Eigenkapitalfinanzierung abgedeckt. Davon entfielen 9,7 Mrd. Euro auf Neuemissionen, sagte der Direktor der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Peter Zöllner, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz zur Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung. Im übrigen Euroraum sei die Kapitalmarktorientierung aber noch immer stärker ausgeprägt.

Eigenkapitalfinanzierung

Damit habe die Eigenkapitalfinanzierung der heimischen Firmen 2006 bereits mehr als das Sechsfache des Jahres 2000 erreicht, zeigte sich Zöllner zufrieden. "Das anhaltend günstige Börsenklima und die glänzende Gewinnsituation der heimischen Unternehmen machen Investments in österreichische Titel bei in- und ausländischen Anlegern derzeit ausgesprochen attraktiv. Trotz der im europäischen Vergleich immer noch unterdurchschnittlichen Eigenkapitalquote emanzipieren sich österreichische Unternehmen damit allmählich von der traditionell dominanten Fremdfinanzierung", ergänzte Zöllner. Die Neuaufnahme von Bankkrediten belief sich 2006 trotz der höheren Zinsen auf 5,7 Mrd. Euro (2000: 9,8 Mrd. Euro).

Seit Beginn des Konjunkturaufschwunges im Jahr 2002 sei eine tendenzielle Verbesserung des Finanzierungssaldos der heimischen Unternehmen festzustellen, so Zöllner. Bei einem Rekord-Finanzbedarf durch Kredite, Wertpapiere oder Anteilsrechte von 19,8 Mrd. Euro erreichten auch die Finanzveranlagungen mit 16,6 Mrd. Euro einen neuen Höchstwert. Damit ist der Finanzierungssaldo des Unternehmenssektors mit minus 3,2 Mrd. Euro bereits das zweite Jahr in Folge günstiger ausgefallen als im jeweils vorangegangenen Jahr, was entscheidend zur Verbesserung des gesamtwirtschaftlichen Finanzierungssaldos Österreichs gegenüber dem Ausland beitrage, so Zöllner.

Fremdkapitalinstrumente Die Struktur der Verpflichtungen österreichischer Unternehmen werde - trotz des aktuellen Trends zur Eigenkapitalfinanzierung - erwartungsgemäß von Fremdkapitalinstrumenten geprägt, erläuterte Zöllner: "Die hohen rechtlichen und finanziellen Anforderungen eines Börsegangs schränken die Aktienfinanzierung angesichts der vorwiegend klein- und mittelbetrieblichen Unternehmensstruktur in Österreich ein."

Rund ein Drittel (134,1 Mrd. Euro) des gesamten Verpflichtungsbestandes der Unternehmen in Höhe von 388 Mrd. Euro (das entspricht rund dem 1,5fachen des österreichischen BIP) entfällt auf inländische Bankkredite, weitere 10 Prozent auf Kredite des Auslands und des Staats. Auch Anleiheverpflichtungen spielen mit rund 7 Prozent der Passiva eine im europäischen Vergleich durchaus beachtliche Rolle.

Die im In- und Ausland gelisteten Aktien österreichischer Unternehmen erreichten Ende 2006 einen Marktwert von 82 Mrd. Euro und repräsentieren für rund ein Fünftel der gesamten Verpflichtungen. Dabei stehen die fünf größten Unternehmen (OMV, Verbund, Telekom, Voest, Immoeast) für etwas mehr als die Hälfte der gesamten Marktkapitalisierung des Unternehmenssektors. Derzeit notieren 112 inländische Unternehmen an der Börse (ohne Banken und Versicherungen), das sind ein Viertel aller AGs. (APA)