Bild nicht mehr verfügbar.

Federer (li) und Borg.

Foto: AP/ Romero
London/Wien - Roger Federer geht ab Montag beim prestigeträchtigsten Tennis-Major-Turnier in Wimbledon unter neuen Vorzeichen auf seinen bereits fünften Titel in Folge los: Der 25-jährige Schweizer, der bereits seit 48 Matches auf Rasen unbesiegt ist, fährt diesmal ohne Matchpraxis auf Gras zum mit insgesamt 16,7 Mio. Euro dotierten Event nach London. Nach den Strapazen von Paris sagte er den geplanten Start in Halle kurzfristig ab, um eine längere Pause zu haben. Dennoch hat Federer nur ein Ziel: Den Rekord von Björn Borg (1976 - 1980) zu egalisieren.

Adduktorenschmerzen

Vom Matchball am 10. Juni in Roland Garros bis zum ersten Aufschlag am Montag in Wimbledon blieben den Finalisten nur knapp 14 Tage Zeit. Eigentlich zu kurz, um das Spiel von den zwei völlig konträren Belägen umzustellen und den Körper auch ein wenig Pause zu gönnen. Federer klagte nach dem Paris-Finale über Müdigkeit und leichte Adduktorenschmerzen. Grund genug für ihn, seine erfolgreiche Serie der vergangenen vier Jahre zu durchbrechen. Federer hatte vor seinen vier Triumphen jeweils das Gerry-Weber-Open in Halle gewonnen.

Diesmal aber fährt er ohne ein einziges ATP-Rasen-Match nach London. Besonders überrascht darüber zeigte sich Andy Roddick, der zuletzt in Queens triumphiert hatte. "Ich war wie jeder überrascht. Wenn ich etwas gemacht hätte, was zu vier Wimbledon-Titeln geführt hätte, würde ich es wohl wieder so machen."

Trotzdem zweifelt auch der nunmehr vierfache Queens-Sieger nicht an Federers Topfavoriten-Position. "Roger ist ein kluger Kerl und ich glaube nicht, dass er wegen etwas weniger Wichtigem Wimbledon gefährden würde", so Roddick.

Nadal im Bernabeu

Der dreifache French-Open-Champion Rafael Nadal hat schon im Vorjahr bewiesen, dass sein Spiel auch für Rasen mehr als nur passend ist. Er erreichte im Vorjahr zur Überraschung vieler das Endspiel an der Church Road und nahm dem Schweizer immerhin einen Satz ab. "Es ist schon ein bisschen knapp, besonders wenn du in Roland Garros ins Finale kommst", gestand auch der 21-jährige Spanier, der sich mit einem Viertelfinale in London einschlug. Danach wollte er nur noch abschalten, war zuletzt auch als Real-Madrid-Fan beim spanischen Meisterschaftsfinale im Stadion zu sehen.

Djokovic und Murray im erweiterten Favoritenkreis

Im weiteren Favoritenkreis ist wohl am ehesten mit Novak Djokovic zu rechnen, der Paris-Halbfinalist und Aufsteiger verfügt über die richtigen Waffen auf dem schnellen Belag. Die Briten werden wohl weiter auf ihren ersten Sieger seit 1936 (Fred Perry) warten müssen. Der Weltranglisten-Achte Andy Murray hat zwar das Zeug dazu, aber wohl derzeit nicht das Handgelenk. Der Schotte hatte zuletzt wegen einer Verletzung im Handgelenk des Schlagarms auf Paris verzichten müssen - und hat auch kein Rasen-Warm-up-Turnier gespielt.

Mauresmo ist Titelverteidigerin

Bei den Damen, die sich (wie schon in Paris) erstmals über das gleiche Preisgeld wie bei den Herren freuen dürfen, ist der Favoritenkreis größer. Amelie Mauresmo ist zwar Titelverteidigerin und beschwörte in Interviews den "besonderen Spirit" in Wimbledon, ihre Ergebnisse heuer waren aber zu durchwachsen, um ihr den neuerlichen Titel so ohne weiteres zuzutrauen. Eine leichte Oberschenkelzerrung hat zudem ihre Vorbereitung gestört, so hat sie sich kurioserweise auf einem Rasenplatz in der britischen Botschaft in Paris eingeschlagen. Sie testet diese Woche aber noch in Eastbourne.

Dies macht auch Justine Henin, die nun bereits dreifache French-Open-Siegerin. Der belgischen Weltranglisten-Ersten fehlt der Wimbledon-Titel in ihrer sechs Major-Triumphe umfassenden Sammlung noch. Im Vorjahr kam sie diesem in ihrem ersten Endspiel am nächsten.

Scharapowa zuversichtlich

Auch die 2004-Siegerin Maria Scharapowa hat mit dem Semifinale an der Seine viel Selbstvertrauen getankt. "Rasen passt definitiv zu meinem Spiel. Wenn meine Schulter so wie in den vergangenen zwei Wochen hält, dann bin ich wirklich zuversichtlich", so die Russin, die vor drei Jahren im Alter von 17 Jahren den Titel geholt hat.

Stark einzuschätzen sind freilich auch Serena und Venus Williams, die übrigens auch eine Wild Card für das Doppel erhalten haben. Venus (2000,2001,2005) und Serena (2002,2003) haben es gemeinsam schon auf fünf Titel gebracht.

Sechs Aktive aus Österreich

Aus österreichischer Sicht werden nach der Verletzung von Jürgen Melzer diesmal sechs Aktive am Start sein: Sybille Bammer, Tamira Paszek und Yvonne Meusburger bei den Damen, Stefan Koubek, Werner Eschauer und Alexander Peya bei den Herren. Bammer, im Vorjahr in London in Runde drei, ist als Nummer 21 gesetzt und kann daher der Auslosung am Freitag etwas entspannter entgegenblicken. Der Rest muss einmal mehr darauf hoffen, nicht gleich einen schweren Brocken vorgesetzt zu bekommen. (APA)