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Wien - Immer mehr Unternehmen stillen ihren Finanzbedarf mit Hilfe eines Börsegangs, die Emissionsvolumina explodieren regelrecht - sowohl in Österreich als auch weltweit. So ist das emittierte Volumen bei Börsengängen heimischer Unternehmen 2006 gegenüber dem Jahr davor um 70 Prozent auf rund 2,35 Mrd. Euro gestiegen. Insgesamt hatten sich neun heimische Betriebe zu einem Initial Public Offering (IPO) entschlossen - sechs davon gingen in Wien an die Börse, drei in Frankfurt. Angesichts der bereits massiven Emissionsvolumina 2005 belegt der markante Zuwachs im abgelaufenen Jahr die extreme Dynamik an den Börsen, geht aus der aktuellen IPO-Studie von Ernst & Young hervor.

Denn unter den vier Börsegängen des Vergleichsjahres 2005 befand sich mit Raiffeisen International ein "Jumbo" mit über einer Mrd. Euro Emissionserlös. Im abgelaufenen Jahr wurden vom gesamten Volumen (2,35 Mrd. Euro) rund 1,9 Mrd. Euro an der Wiener Börse platziert, der Rest in Frankfurt. "Damit entfiel 2006 etwas mehr als 1 Prozent der globalen IPO-Erlöse auf österreichische Unternehmen, deutlich mehr als etwa dem anteiligen Bruttoninlandsprodukt entsprechen würde", betonte der neue Leiter der Transaction Advisory Services des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Ernst & Young Österreich, Gerhard Schwartz.

Insgesamt traten 2006 neun österreichische Unternehmen den Börsegang an. Davon wählten sechs Unternehmen die Wiener Börse und drei Unternehmen die Frankfurter Böse. Die IPO in Wien betrafen die Österreichische Post (mit einem Emissionsvolumen von 651,7 Mio. Euro), Zumtobel (553,4 Mio. Euro), CA Immo International (287,5 Mio. Euro), A-Tec Industries (205,4 Mio. Euro), Polytec Holding (90 Mio. Euro) und Bene (70,6 Mio. Euro), in Frankfurt wurden C.A.T. oil, BDI Biodiesel und C-QUADRAT gelistet.

Trend in Wien setzt sich fort

Der starke Trend in Wien setzt sich auch heuer - mit bereits vier weiteren Börsengängen seit Jahresbeginn und einem Emissionsvolumen von rund 827 Mio. Euro - ungebremst fort. Neben Warimpex (mit einem Emissionserlös von 110 Mio. Euro), THI Teak Holz (17,1 Mio. Euro) und Pankl (Neunotierung) trug vor allem Meinl Airports International mit 700 Mio. Euro wesentlich dazu bei. Bis 25. Juni derzeit noch im Laufen ist der Börsegang von Kapsch Traffic Com, der (inklusive Greenshoe) bis zu rund 118 Mio. Euro bringt, sowie jener von phion (bis 2. Juli) mit einem erwarteten Emissionserlös bis zu 27 Mio. Euro.

Aufgrund des anhaltenden IPO-Booms werden der Studie zufolge in Österreich verstärkt auch kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) an der Wiener Börse erwartet. Da für einen erfolgreichen Börsegang Kapitalmarktreife und die Wahl des richtigen Börsesegmentes entscheidend sind, hat die Wiener Börse kürzlich den sogenannten mid market als Marktsegment mit Zugangserleichterungen ins Leben gerufen. Für Unternehmen im mid market wurde ein Capital Market Coach installiert, der beim Börsegang und während des Listings unterstützend tätig ist.

Für die meisten KMU sei eine Kapitalmarkttransaktion "eine einmalige und nicht immer frustrationsfreie Erfahrung in einem hoch regulierten Umfeld", so Schwartz. Ernst & Young bereite Emittenten auf diese Herausforderungen vor und nehmen damit Ängste.

Beschleunigte Globalisierung

"International wurde der IPO-Boom vor allem durch die beschleunigte Globalisierung angetrieben", so Schwartz. Laut der aktuellen Studie "Globalization", dem vierten jährlichen IPO-Report von Ernst & Young, stieg sowohl die Anzahl der Börsengänge als auch das aufgebrachte Kapital im Jahr 2006 gegenüber dem Jahr davor deutlich an. Von weltweit 1.537 IPO-Deals im Jahr 2005 ist die Anzahl der Börsegänge 2006 um rund 12 Prozent auf 1.729 gestiegen. Das dadurch aufgebrachte Kapital erhöhte sich noch deutlicher von rund 167 Mrd. Dollar um 47 Prozent auf den Rekordwert von 246 Mrd. Dollar (183 Mrd. Euro). Damit wurde sogar das bisherige All-time-high aus dem "heißen" New-Economy-Jahr 2000 übertroffen, in dem sich die Unternehmen 210 Mrd. Dollar von der Börse geholt hatten.

Aufgrund der gewaltigen Volumina der chinesischen IPO (die größten beiden in 2006 und insgesamt 5 unter den Top-20) liegt China auch im Länder-Ranking vor den USA, Russland und Großbritannien ganz vorne. Mit dem weltweit größten Börsengang aller Zeiten der chinesischen Staatsbank ICBC wurden 22 Mrd. Dollar aufgebracht. Bei den Regionen führt Europa einschließlich dem Commonwealth of Independent States (42 Prozent) vor Asia/Pacific (37 Prozent), Nordamerika (16 Prozent) und Südamerika (5 Prozent). (APA)