Bern - Das Schweizerische Bundesarchiv hat dem New Yorker Richter Edward Korman eine Liste mit 2.200 deutschen Firmennamen übergeben. Diese Unternehmen hatten während des Zweiten Weltkriegs Konten oder andere Vermögenswerte in der Schweiz, wie Bundesarchiv-Sprecher Guido Koller am Mittwoch im Schweizer Radiosender DRS sagte. Die Liste ist im Zusammenhang mit der Entschädigung von Zwangsarbeitern während der NS-Zeit von Bedeutung. 1,25 Milliarden Entschädigung Die Schweizer Großbanken und die jüdischen Sammelkläger einigten sich in dem von Richter Korman am 26. Juli genehmigten Vergleich auf eine Entschädigungszahlung von 1,25 Milliarden Dollar, an der auch Zwangsarbeiter teilhaben sollen. Anspruchsberechtigt sind nicht nur Zwangsarbeiter, die bei Tochtergesellschaften von Schweizer Firmen in Deutschland beschäftigt waren, sondern auch Sklavenarbeiter von deutschen Firmen, die ihr Geld bei Schweizer Banken angelegt hatten. Provisorische Liste Die bisher unveröffentlichte Liste basiert auf Akten der Schweizerischen Verrechnungsstelle und wurde vom Bundesarchiv extra für Richter Korman erstellt. Die Verrechnungsstelle musste 1945 im Auftrag des Bundesrates sämtliche deutschen Vermögenswerte in der Schweiz feststellen. Diese wurden bei Kriegsende blockiert. Die Liste gibt unter anderem Auskunft über deutsche Unternehmen mit Bankbeziehungen in die Schweiz, lässt aber keine unmittelbaren Rückschlüsse auf die Beschäftigung von Zwangsarbeitern zu, wie Koller sagte. Die Liste sei provisorisch und als Arbeitsinstrument gedacht. In Deutschland haben sich Bundesregierung und Industrie zur Errichtung einer mit zehn Milliarden Mark (5,11 Mrd. Euro/70,4 Mrd. S) dotierten Zwangsarbeiter-Stiftung verpflichtet. Er habe zwar noch nichts von dieser Liste gehört, sagte der Sprecher der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft, Wolfgang Gibowski, in einem Interview mit dem Radiosender DRS. Es dürfte laut Gibowski aber sehr interessant sein, die Schweizer Liste mit in Deutschland vorhanden Listen abzugleichen. (APA)